Elektronik vor allem im Auto gehört seit Jahrzehnten zu den Kernkompetenzen von Bosch. Innovationen wie beispielsweise die elektronische Motorsteuerung sind von uns entwickelt worden. Wir haben deshalb bei Bosch bereits seit Ende der 60er Jahre einfache Halbleiter gefertigt. Die Produktion von integrierten Schaltungen wurde 1971 in Reutlingen aufgenommen. Der Anteil von Elektronik in Automobilen ist seit dem kontinuierlich gestiegen. Moderne, Sprit sparende Motoren, Fahrerassistenzsysteme oder Navigation wären sonst undenkbar. Die elektrischen Antriebe, das belegen schon heute die aktuellen Hybridlösungen, werden in den kommenden Jahren einen kräftigen Nachfrageschub auslösen, auf den wir mit der neuen 200mm Halbleiterfertigung vorbereitet sind.
"Deutliches Signal an unsere Kunden"
Im Gegensatz zu Standardhalbleitern gelten bei elektronischen Bauelementen und mikromechanischen Chips für die Automobilindustrie ganz besondere Anforderungen. Sie müssen über mehr als 20 Jahre hinweg beispielsweise als Sensoren für ESP oder Airbag zuverlässig ihren Dienst versehen, um im Ernstfall innerhalb von Millisekunden lebensrettend eingreifen zu können. Dabei dürfen auch Einflüsse wie Hitze oder Kälte die Leistung nicht beeinträchtigen. So spezielle Bauelemente wie beispielsweise unsere MEMS, also unsere mikromechanischen Chips, bieten nur sehr wenige Unternehmen auf der Welt, und Bosch ist auf diesem Feld führend.
Bei der Wahl eines Standorts sind für uns Infrastruktur, qualifizierte Mitarbeiter, Kundennähe und nicht kurzfristige Subventionen die entscheidenden Kriterien. Gleichzeitig stehen die mehr als 300 Bosch-Standorte weltweit im ständigen internen wie externen Wettbewerb. Standorte, die sich hier durchsetzen, bieten also beste Qualität zu günstigen Konditionen. Bei einer Halbleiterfabrik kommt als besonderer Faktor noch die unmittelbare Nähe zu Forschung und Entwicklung hinzu. In Reutlingen sind 1200 Entwickler unmittelbar mit der Fertigung verbunden. Das ist ein entscheidender Vorteil, um den uns viele beneiden. Durch die neue Fertigung können wir zudem Mitarbeiter aus einem benachbarten Werk weiter beschäftigen, das im Sommer 2009 aufgrund einer Kundenentscheidung geschlossen werden musste.
Ein Großteil unserer Fertigung fließt in Bosch-Produkte ein. Wir haben auch Kooperationen mit anderen Halbleiterherstellern wie beispielsweise Infineon. Gut 90 Prozent der Halbleiter und mikromechanischen Chips kommen in Automobilen zum Einsatz. Über unsere Tochter Bosch Sensortec beliefern wir aber auch zunehmend die Consumer-Industrie. Ein Geschäft, das wir ohne die Halbleiterfabrik Reutlingen gar nicht wahrnehmen könnten.
Die Wirtschaftskrise im vergangenen Jahr hat auch den globalen Halbleiter-Markt erfasst. Vor allem die Nachfrage nach Bauelementen für die Automobilindustrie brach um rund 20 Prozent ein. Darum haben wir den ursprünglichen Fahrplan für den Ausbau der Fertigung zwar etwas verschoben, doch trotz der angespannten Lage an dem Bau festgehalten. Das war nur aufgrund der soliden Finanzlage der Bosch-Gruppe überhaupt zu stemmen. Inzwischen sind wir sehr froh über diese Entscheidung, denn jetzt können wir uns der sich wieder verbesserten Nachfrage zeitnah anpassen.
Die Entwicklung im vergangenen Jahr hat gezeigt, dass wir innerhalb dieses Marktes sogar besonders heftige Schwankungen ausgleichen müssen. Das geht nur, wenn das Unternehmen die Kraft hat, solche Marktbewegungen durchzustehen. Für unsere Kunden ist dies aber auch ein deutliches Signal, dass Bosch auch in Krisenzeiten in der Lage ist, die Produkte weiterzuentwickeln. Sie haben damit Planungssicherheit für die aktuelle Produktion als auch für künftige Modellgenerationen. Wie bei anderen Produkten der Bosch-Gruppe auch muss es unser Ziel sein, immer wieder neue, technologisch führende Produkte auf den Markt zu bringen. Das sichert die Standorte und somit auch die Arbeitsplätze.