"Den nächsten großen Absatzschub sehe ich ab 2013."

Die Marke Mercedes hat in den USA 2011 nur 2676 Fahrzeuge weniger verkauft als die neue Nummer eins, BMW. Lexus ist nach elf Jahren an der Spitze bedingt durch die Umweltkatastrophe auf Platz drei abgerutscht. Wie beurteilen Sie die Chancen für Mercedes in diesem Dreikampf in den nächsten Jahren?

Wir haben uns in den USA bereits in den vergangenen Jahren positiv entwickelt und in 2011 245.231 Fahrzeuge verkauft, das entspricht einem Zuwachs von 13,3 Prozent. Wie Sie sagen hat sich damit der Abstand zu unserem Hauptwettbewerber weiter reduziert. Auch in 2012 wollen wir nachhaltig wachsen. Ein Vergleich zu anderen Herstellern steht dabei aber nicht im Fokus.

Welches Volumen planen Sie mittelfristig in den USA, wenn die neue Kompaktwagen-Generation dazu kommt?

Wir können uns mittelfristig eine Größenordnung von 300.000 Fahrzeugen vorstellen. Dazu werden wir auch sukzessive vier Modelle der neuen Kompakten - A- und B-Klasse, viertüriges Coupé, kleines SUV - in die USA bringen. Aus heutiger Sicht ist aber keine lokale Produktion der neuen Kompakten geplant.

Wo liegt Ihr Absatzziel 2012 für die Sparte und die Marke Mercedes-Benz?

Wir wollen dieses Jahr mit Mercedes-Benz Cars und der Marke Mercedes-Benz weiter wachsen und ein neues Rekordvolumen erreichen. Angesicht der Unsicherheit durch die Staatsschulden-Krise und der weltweiten makroökonomischen Entwicklung kann ich Ihnen aber keine konkrete Zahl nennen. Momentan sieht unsere Planung so aus, dass wir in China und den USA zulegen wollen, in Westeuropa dürfte das Volumen aus 2011 erreichbar sein.

Wann kommt der nächste große Absatzschub?

Den sehe ich in den Jahren 2013, 2014 und 2015. Dazu wird vor allem die neue Kompaktwagen-Generation beitragen. Während wir in diesem Jahr die neue B-Klasse schon voll verfügbar haben, kommt die neue A-Klasse erst in der zweiten Jahreshälfte. Dann geht es weiter mit den anderen Varianten, dem viertürigen Coupé und dem SUV. Außerdem erweitern wir Schritt für Schritt die neue Oberklasse, zunächst mit der S-Klasse 2013. Insgesamt wollen wir mit der Marke Mercedes-Benz 2014 ein Volumen von mindestens 1,5 Millionen und 2015 von mindestens 1,6 Millionen Einheiten erreichen. Der smart-Absatz kommt dann noch dazu.

Die Pkw-Sparte soll bis 2020 auch bei der Profitabilität führend im Premiumsegment sein. Welche Effizienzpotenziale stecken in der Vertriebsorganisation?

Da gibt es einige Ansatzpunkte – etwa bei den Marktunterstützungskosten und den Verwaltungskosten im Headquarter und den Landesgesellschaften. Dazu sei aber gesagt: Wir haben in der Verwaltung die Kosten in den letzten Jahren schon deutlich gesenkt. Vor dem Hintergrund unserer Marktoffensive ist also nicht geplant, ein neues Kostensenkungsprogramm mit größerem Stellenabbau zu starten.

Bleiben die Marktunterstützungskosten …

Auch hier haben wir die Kosten schon signifikant reduziert. Es gibt aber durchaus noch Potenzial. Das schauen wir uns gerade an. Wenig Spielraum sehe ich dagegen bei den Marketingkosten. Hier werden wir möglicherweise Ausgaben für klassische Werbung mehr in Richtung Social Media umschichten.

Ist denn bei den Händlern noch was zu holen?

Unsere Händler brauchen, um ihr Geschäft erfolgreich betreiben zu können, eine gewisse Marge. Ein Vergleich mit den Wettbewerbern zeigt: Unsere Händlermarge ist nicht zu niedrig, aber sie ist auch nicht zu hoch. Im Übrigen erhalten unsere Niederlassungen die gleiche Marge und müssen damit zurechtkommen. Natürlich muss auch der Handel ständig an der Verbesserung der Effizienz arbeiten.

In China haben Sie vor einiger Zeit den Mercedes-Vertrieb mit der Organisation des chinesischen Joint-Ventures zusammengelegt. Was erhoffen Sie sich davon?

Grundsätzlich dient alles dem Ziel, mehr Fahrzeuge zu verkaufen und dabei so effizient wie möglich vorzugehen. Dass dies mit der Neuausrichtung erreicht wurde, zeigen die Zahlen der vergangenen Monate. Zur Erklärung: Zuvor hatten wir zwei getrennte Organisationen für den Vertrieb der importierten und lokal gefertigten Fahrzeuge. Diese haben wir seit etwa Mitte letzten Jahres zusammengeführt, so dass wir zum Beispiel Marketing und Vertriebsplanung sozusagen "aus einer Hand“ steuern.

Sind die Chinesen bereit, für ein Importfahrzeug mehr zu bezahlen als für eines aus lokaler Produktion?

Diesem möglichen Konflikt sind wir von vorneherein aus dem Weg gegangen, indem wir nur ein Modell anbieten – entweder das importierte oder das lokal gefertigte. Wird das Fahrzeug in China gefertigt, importieren wir das gleiche Fahrzeug nicht zusätzlich. Ich will aber betonen, dass objektiv gesehen importierte und lokal gefertigte Fahrzeuge den gleichen Qualitätsstandard erreichen. Da gibt es keine Unterschiede.

Sie wollen ab 2015 in China auf ein Absatzvolumen von 300.000 Einheiten kommen …

Ja, meiner Ansicht nach können wir dieses Volumen erreichen. Auch hier spielt die neue Kompaktwagengeneration eine wichtige Rolle. Wir werden schrittweise drei Modelle in China bauen und dazu weitere Kapazitäten in Rohbau, Montage und Lackierung schaffen. (Foto: Daimler)