Berlin. In der Automobilindustrie werden Schnelligkeit und Effektivität zu maßgeblichen Erfolgsfaktoren. "Das Top-Management muss den Wandel treiben und auch vorleben,“ so die Erfahrung des ehemaligen Audi-Managers Willibert Schleuter in einer Diskussionsrunde auf dem Automobilwoche-Kongress am Mittwoch in Berlin. Gleichzeitig plädiert er für eine neue Offenheit im Umgang mit Mitarbeitern und Partnerunternehmen. "Wenn man in Netzwerken nicht offen miteinander umgeht, ist man nicht in der Lage einen Mehrwert zu schaffen,“ stimmt Frank Kurth zu, der beim IT-Dienstleister T-Systems für die Automobilbranche zuständig ist. Für beide Manager steht fest, dass Autohersteller und Zulieferer die Anpassung auf die neuen Rahmen- und Marktbedingungen nur bewältigen können, wenn die partnerschaftliche Kooperation in Netzwerken ausgebaut wird. "Diejenigen, die offener werden, haben einen deutlichen Vorteil gegenüber Wettbewerbern, weil sie schneller werden. Das ist ein Riesenpotenzial,“ sagt Schleuter, der Autor des Buchs "Die sieben Irrtümer des Change Managements“ ist, das jetzt in den Handel kommt.
Auf dem gesamten zweitägigen Kongress zog sich das Thema Schnelligkeit und Effizienz wie ein roter Faden durch die Vorträge. Die Herausforderungen sind groß: Die Branche muss einerseits die Krise managen, den Verbrennungsmotor deutlich sparsamer und umweltfreundlicher machen sowie gleichzeitig in neue Antriebstechnologien investieren. Das Geschäft in neuen Wachstumsmärkten muss aufgebaut werden, während ein Bewusstseinswandel in der Bevölkerung möglicherweise alte Geschäftsmodelle gefährdet. Diese Herausforderungen müssen praktisch gleichzeitig unter hohem wirtschaftlichen Druck – also bei praktisch unveränderten Budgets - erfolgen.
T-Systems positioniert sich dabei als Lieferant von technischen Plattformen, auf denen das Netzwerk agiert. "Unsere Lösungen ermöglichen Veränderungen und bewirken Veränderung,“ so Kurth. Die Anwendungen müssten performant, international, gleichzeitig und sicher sein. Ein wichtiger Punkt sei dabei auch die Sicherung des geistigen Eigentums. Es sei ein Unterschied, welche Informationen man dem eigenen Mitarbeiter bereitstellen wolle und welche dem Joint-Venture-Partner in China. "Wir wollen von unserem Kunden daran gemessen werden, welchen strategischen Beitrag zur Weiterentwicklung des Unternehmens wir leisten,“ erklärt der Manager das so genannte "Transformational Outsourcing“ von T-Systems. Im Gegensatz dazu sei es früher beim Thema IT-Outsourcing rein um die Leistungserbringung und Kostenreduzierung gegangen. Wichtig sei aber, dass bei Veränderungsprozessen der Faktor Mensch in den Vordergrund gestellt werde.“ Wenn wir die Menschen nicht frühzeitig einbinden und ihnen ihre Perspektiven erklären, können unsere Lösungen noch so gut sein. Sie werden nicht funktionieren, weil sie nicht akzeptiert werden,“ betont der Manager.
Auch Schleuter ist überzeugt, dass der künftige Erfolg von Unternehmen hauptsächlich über die Einbeziehung der Menschen erfolgt: "Die Unternehmen, die bei den Softfactors Mensch, Prozesse und Rahmenbedingungen Spitzenleistungen bringen, werden langfristig die erfolgreichsten sein.“