Ulm. Daimler macht die altbekannte Mitfahrzentrale Web-2.0-tauglich und kann sich vorstellen, dieses Geschäft künftig zu betreiben. Dafür hat der Stuttgarter Autohersteller eine internetbasierte Lösung namens Car2gether entwickelt. Auf dieser Plattform werden Mitfahrgelegenheiten vermittelt – über PC oder von unterwegs über ein Smartphone.
Das Pilotprojekt startet am 18. September im Stadtgebiet von Ulm. Es soll bis Juli 2011 laufen, schon im Frühjahr soll erste Erkenntnisse über das Nutzerverhalten geben. "Dann wollen wir entscheiden, ob wir das System auf den Markt bringen,“ sagt Projektleiter Michael Kuhn. Künftig sieht der Manager drei Erlösquellen: Eine Transaktionsgebühr, die jeder Nutzer zahlen muss. Dienstleistungen, die sich aus den Profilen der Nutzer und den Standorten ergeben (Location based services) sowie klassische Werbung auf dem Portal. Zu dem Geschäftspotenzial äußert sich Kuhn allerdings sehr zurückhaltend: "Wir wollen vor allem etwas über das Mobilitätsverhalten junger Menschen erfahren. Dies fließt dann zurück in das Unternehmen und kann für viele weitere Projekte genutzt werden.“
Mit Car2gether bringt Daimler schon das zweite Konzept für urbane Mobilität. Den Anfang machte Car2go. Dabei kann man spontan ein Auto nutzen und es an jedem beliebigen Ort wieder abstellen. Mit dieser Geschäftsidee wollen die Schwaben in ein neues Geschäftsfeld einsteigen. Nächstes Jahr soll die Car-Sharing-Lösung mit den konzerneigenen Smart fortwo in europäische und nordamerikanische Großstädte einziehen.
Beide Ideen stammen aus der Abteilung Business Innovation, die Daimler-Chef Dieter Zetsche nach der Trennung von Chrysler gegründet hat. Ziel der Truppe um den Franzosen Jérôme Guillén ist es, neue Wachstumsfelder jenseits des Kerngeschäfts zu finden. Die Hürden für die neuen Aktivitäten hatte Zetsche ursprünglich sehr hoch gelegt: Sie müssen eine jährliche Wachstumsrate von mindestens zehn Prozent und nach einer Anlaufphase eine Umsatzrendite von zehn Prozent erzielen. Während Car2go, sowohl was Umsatz als auch Gewinn angeht, durchaus lukrativ ist, dürfte bei Car2gether das Potenzial begrenzt sein: Allein das Mitnehmen von Fremden im eigenen Fahrzeug dürfte in manchen Ländern und Regionen aus Sicherheitsgründen kaum praktiziert werden. Die Gebühren sind gering und gefahren wird mit einem fremden Fahrzeug, so dass Daimler auch im Autogeschäft nicht davon profitiert.