Ulm. Daimler wird das urbane Mobilitätskonzept car2go weltweit kommerzialisieren und sich so ein neues Standbein jenseits des reinen Fahrzeuggeschäfts schaffen. "Mit car2go haben wir in kürzester Zeit ein vollkommen neues und attraktives Geschäftsmodell entwickelt, das eine mögliche Antwort für den Verkehr der Zukunft in Ballungszentren bietet", so Forschungs- und Entwicklungsvorstand Thomas Weber. Die Vermarktung des innovativen Mietservices übernimmt die neu gegründete car2go GmbH in Ulm. Der bisherige Projektleiter Robert Henrich fungiert als Geschäftsführer: "Ende des Jahres wollen wir die erste europäische Großstadt live schalten und im Jahr 2011 weiter expandieren." Bereits im zweiten Quartal will Henrich dazu Näheres mitteilen. Außerdem kündigte Daimler an, die Fahrzeugflotte in Ulm, wo die einjährige Pilotphase nun erfolgreich abgeschlossen wurde, von 200 auf 300 Fahrzeuge im zweiten Halbjahr auszubauen.
Der Stuttgarter Autokonzern ist weltweit der erste Hersteller, der ein neues Geschäftsmodell für Mobilitätsdienstleistungen entwickelt hat und tatsächlich konsequent etabliert. Davon erhofft sich Daimler nicht nur zusätzliche Einnahmen mit einer hohen Rendite. Gleichzeitig stellen die Schwaben heute schon die Weichen für die Zukunft. Zahlreiche Experten gehen davon aus, dass mit der zunehmenden Verbreitung der Elektromobilität das Neuwagengeschäft zumindest in etablierten Märkten und Ballungszentren abbröckelt, weil Kunden Autos nur noch nutzen, nicht aber mehr besitzen wollen. Weit in die Zukunft gedacht, könnten Autohersteller in die Rolle des reinen Massenlieferanten gedrängt werden, während Mobilitätsanbieter das lukrative Geschäft mit den Kundenkontakten machen. Im Mobilfunkmarkt ist das mit den Handyherstellern bereits geschehen.
Die Idee für car2go entstand in einem Team namens Business Innovation, das Daimler-Chef Dieter Zetsche 2007 mit der Suche nach neuen Geschäftsideen beauftragte. Dabei wurde gefordert, dass die neuen Aktivitäten das Potenzial für einen Mindestumsatz von 100 Millionen Euro haben und eine operative Rendite von zehn Prozent abwerfen müssen. In einem Interview mit der Automobilwoche im November 2008 hatte Team-Leiter Jérome Guillen klargestellt, dass bei einem Weltmarkt größer einer Milliarde Euro car2go definitiv das Potenzial hat, diese Vorgaben zu erfüllen. Die Profitabilität im damaligen Geschäftsplan "liegt höher als die im Konzern gültige Zielrendite für das Industriegeschäft".