Daimler startet App für intermodale Mobilität

Stuttgart. Nach dem Aufbau des CarSharing-Services Car2go und der Mitfahrzentrale Car2gether baut Daimler nun sein Angebot als Mobilitätsdienstleister aus. In Stuttgart erprobt der Autohersteller die Mobilitätsplattform "moovel", auf der unterschiedliche Fortbewegungsmöglichkeiten verschiedener Anbieter gebündelt werden. Der Nutzer kann sich über die gleichnamige App einen Überblick über die alternativen Transportwege auf einer selbstgewählten Strecke von A nach B verschaffen. "Mit dem moovel-Pilotprojekt in Stuttgart setzen wir voll auf die intelligente Verknüpfung verschiedener Mobiliätsangebote", so Wilfried Steffen, Leiter Business Innovation bei Daimler.

Zum Start des Projekts integriert die App allerdings lediglich die Angebote der Mietfahrzentrale "mitfahrgelegenheit.de" sowie den Stuttgarter Verkehrs- und Tarifverbund VVS, dem rund 40 Verkehrsunternehmen angehören. Das Verbundgebiet umfasst die Landeshauptstadt Stuttgart und die vier Landkreise Böblingen, Ludwigsburg, Esslingen und den Rems-Murr-Kreis. Dazu kommt eine Funktion, mit der man sich ein Taxi bestellen kann. Angebote zum Fernreiseverkehr etwa der Deutschen Bahn sind nicht enthalten. Der eigene CarSharing-Service Car2go kommt im Oktober/November dazu, wenn dieser Dienst in Stuttgart startet. "Das Ganze soll eine offene Plattform sein. Wir wollen weitere Mobilitätsanbieter dafür gewinnen", so Projektleiter Andreas Mink.

Das neue Plattform ist Teil einer größeren Initiative des Autoherstellers mit dem Land Baden-Württemberg und der Stadt Stuttgart, an der auch der Versorger Energie Baden-Württemberg beteiligt ist. Mit öffentlichen Fördergeldern soll ein Modellprojekt für Elektromobilität entstehen. Dazu baut Daimler mit Car2go eine Flotte von bis zu 500 vollelektrischen Elektro-Smarts auf. Während die ENBW die notwendige Infrastruktur mit 500 Ladestationen installiert und den Ökostrom liefert, stellt Stuttgart Flächen für die öffentlichen Ladesäulen und die dazugehörigen Parkplätze für Elektroautos zur Verfügung.Im zweiten Halbjahr ist in Berlin, wo Car2go bereits tätig ist, ein weiteres moovel-Pilotprojekt geplant.

Weil die Verstädterung der Welt rasend schnell voranschreitet und dem Individualverkehr Grenzen setzt und weil das Auto vor allem bei den jüngeren Generationen seinen Wert als Statussymbol verliert, setzen sich praktisch alle Autohersteller mit neuen Geschäftsideen auseinander. Daimler gehört mit dem innovativen Carsharing-Angebot Car2go, das derzeit weltweit kommerzialisiert wird, zu den Pionieren. Bei Car2go können vorregistrierte Kunden im Stadtgebiet verteilte Fahrzeuge spontan mieten und am Ort ihrer Wahl wieder abstellen. Bezahlt wird nach Nutzungszeit.

Die Mobilitätsplattform "moovel" wird in der Testphase von Daimler allein betrieben. Im kommerziellen Betrieb will der Autohersteller Vermittlungs-Provisionen von den Mobilitätsanbietern kassieren. In der derzeitigen Version ist keine Buchungsfunktion oder der Kauf einer Fahrkarte möglich. Dies soll im dritten Quartal dazu kommen. "Wir sehen die Plattform als zusätzliches Vertriebsmodell für Verkehrsbetriebe", so Steffen. Der Markenname setzt sich aus Bewegung (move), Qualität (well) und Neuigkeit (nouvelle) zusammen, so die offizielle Erklärung von Daimler. Dass der Name starke Assoziationen an das IT-Unternehmen "google" weckt, das die Internetsuche als "googeln" geprägt hat, dürfte kein Zufall sein.

Die kostenlose App ist für das iPhone im App-Store von Apple erhältlich. Besitzer von Smartphones mit anderen Betriebsystemen können sich unter moovel.com eine mobile Web-App herunterladen.

In Deutschland bietet die Bahn bereits eine Integration verschiedener Fortbewegungsmöglichkeiten auf einer Plattform an: Das fängt beim eigenen Schienenangebot an, reicht über das CarSharing Flinkster bis zu Flügen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Hotels zu buchen.

Konkurrent BMW hat mit BMW iVenture eigens ein Investmentvehikel gegründet, das in Start-up-Unternehmen mit Schwerpunkt Mobilitätslösungen investiert. Dazu gehört unter anderem die App MyCityWay, die zur Erkundung einer Stadt dienen soll. Mit DriveNow wollen die Münchner ebenfalls einen CarSharing-Service aufbauen. (Foto:Daimler)