Daimler sieht sich trotz Krise auf Kurs

Berlin. Die Daimler AG sieht sich mit der eingeschlagenen langfristigen Strategie auf dem richtigen Kurs und will trotz Krise an den Zukunftsinvestitionen festhalten. "Noch nie waren Effizienzstrategien so wichtig für den Unternehmenserfolg – sowohl kurz- als auch langfristig,“ sagte Rainer Schmückle, Chief Operating Officer der Pkw-Sparte, am Dienstag auf dem Automobilwoche-Kongress in Berlin. Im laufenden Jahr will der Stuttgarter Konzern das ursprüngliche Einsparziel von vier Milliarden Euro im zweistelligen Prozentbereich übertreffen.“ Um die unabhängig von der Krise anstehenden gewaltigen Investitionen zu stemmen, müssen wir weitere Maßnahmen ergreifen, die zusätzliche Einsparpotenziale heben. Zusätzlich zu denen also, die unsere Langfriststrategie ohnehin vorsieht,“ so der Manager. Dabei stellt er klar, dass kurzfristig nur dort gespart werde, wo dies nicht zu Lasten künftiger Fahrzeuge gehe. "Strategische Investments in unsere Zukunft fallen bei Daimler eben nicht dem Rotstift zum Opfer,“ hob Schmückle hervor. Das unterstreiche die kürzlich bekannt gegebene Investition von 1,4 Milliarden Euro in den Ausbau des Kompaktwagensegments.

Die Ausweitung der Produktpalette nach unten ist eine wichtige Säule in der Langfriststrategie der Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars. Deshalb soll die Nachfolgegeneration der heutigen A-und B-Klasse über vier statt bisher zwei Modelle verfügen und ein deutlich jüngeres Publikum ansprechen. Daimler verspricht sich davon auch eine erhebliche Ausweitung der Stückzahlen und einen besseren Profit. Wachsen wollen die Stuttgarter auch in neuen Märkten, insbesondere den Schwellenländern. Eine weitere Säule ist ein breites Powertrain-Portfolio: Weil noch nicht abzusehen ist, welche Antriebstechnologien sich am Ende durchsetzen, hat Mercedes die ganze Bandbreite im Fokus - von der Optimierung des Verbrennungsmotors über Hybride zu reinen Elektrofahrzeugen und dem Brennstoffzellenantrieb. Um sämtliche Zukunftsaufgaben bewältigen zu können, soll die Effizienz in allen Bereichen deutlich gesteigert und die Kosten gesenkt werden.

Aus diesem Grund hat Mercedes bereits vor Ausbruch der Krise das Effizienzsteigerungsprogramm Core gestartet, das 2007 abgeschlossen wurde. "Mit über 40.000 Einzelmaßnahmen haben wir eine jährliche Kosten- und Erlösverbesserung von rund sieben Milliarden Euro erzielt,“ so Schmückle. Dies sei möglich, ohne die Qualität zu gefährden. Mit dem neuen Programm "Go for 10“ werden weitere Optimierungsmöglichkeiten in verschiedenen Diszplinen gesucht. "Es geht dabei um Hochleistungsautos und eine Hochleistungsorganisation,“ so der Manager. Dazu komme die Fähigkeit, das alles in die Tat umzusetzen. Um "Excellence in Operations“ zu erreichen hat Schmückle ein Zielsystem definiert, das auf drei Jahre ausgelegt ist, sich am jeweiligen Benchmark orientiert und selbstschärfend ist. Ein Kennwert ist zum Beispiel "hours per vehicle“. "Hier haben wir eine deutliche Reduzierung erreicht,“ so Schmückle. Nach einen Minus von zwölf Prozent 2006, weiteren zehn Prozent 2007 sei der Wert im vergangenen Jahr nochmals acht Prozent zurückgegangen.

Eine weitere Kostensenkungsmaßnahme ist die so genannte Referenzkosten-Kalkulation im Einkauf. Dabei kalkuliert Mercedes für jedes Teil und Modul den Marktpreis unter Einbeziehung regionaler Rahmenbedingungen. Daran orientiert sich der Einkaufspreis, den die Stuttgarter bereit sind zu zahlen. "Bis 2011 rechnen wir damit, dass alle Lieferanten ihren Zielkorridor erreichen,“ kündigt der Manager an. Zudem arbeite Mercedes an der Modulstrategie, die 2014 über alle Baureihen endgültig umgesetzt sein und weitere Einsparungen bringen soll. Wert legt Schmückle auf die Feststellung, dass die Kostensenkungsmaßnahmen nicht zu Lasten der Qualität gehen dürfen: "Es gibt für uns nichts Teureres als einen Mangel an Qualität.“ Qualitätsmängel führten zu Einbußen im Marken-Renommee, hohe Garantie- und Kulanzkosten, ja sogar die Abwanderung von Kunden. " Ich will keinen Hehl daraus machen, dass wir hier die ein oder andere bittere Lektionen lernen mussten,“ räumte der Manager ein. Mittlerweile aber habe Mercedes riesige Fortschritte gemacht: Von 2004 bis 2008 wurden die Qualitätskosten um rund die Hälfte gesenkt – bei der A-Klasse um fast vier Fünftel, bei der E-Klasse um zwei Drittel.

Auf die konjunkturelle Delle reagiert Mercedes mit Kurzarbeit, Arbeitszeitverkürzungen und strikter Ausgabedisziplin darauf. "Wir gehen aber auch neue Wege. So verfolgen wir bei der Sachkostenplanung einen Zero-Base-Ansatz,“ erklärt der Manager. Dabei geht Mercedes bei der Budget-Planung von einem Nullkosten-Ansatz aus, was laut Schmückle zu einer gründlichen Untersuchung der Strukturen führt und die Eigenverantwortung stärkt. "Noch nie in der Geschichte des Automobils waren die Entwicklung, Planung, Fertigung und Vermarktung von Automobilen so komplex und differenziert wie heute,“ so Schmückle. Dabei habe die Krise vor allem zwei Effekte gehabt: Sie habe der Notwendigkeit, den technologischen Paradigmenwechsel hin zu einer nachhaltigen Mobilität einzuleiten, zusätzliche Dringlichkeit verschafft.