Stuttgart. Die Daimler AG hat als erster deutscher Automobilhersteller eine Kontrollstelle geschaffen, die sicherstellen soll, dass sämtliche Vorgänge im Unternehmen nach Recht und Gesetz ablaufen. Die neue Aufgabe werde zum 1. März Gert T. Becht übernehmen, teilte der Konzern am Montag mit. Becht leitet zurzeit als Vice President die Rechtsabteilung und wird die neue Aufgabe als Chief Compliance Officer zusätzlich übernehmen. In dieser Funktion berichtet der 56-Jährige, der zum 1. Juni 2006 von GM Europe zu Daimler kam, direkt an den Vorstandsvorsitzenden Dieter Zetsche. "Wir nehmen das Thema Compliance sehr ernst", begründete eine Unternehmensprecherin auf Nachfrage der Automobilwoche den Schritt. Die Selbstkontrolle im Hinblick auf ethisch einwandfreie Unternehmensführung solle nachhaltig gestärkt werden.
Ob der Automobilhersteller damit auf Weisung der US-Börsenaufsicht SEC handelt, die seit mehr als drei Jahren wegen Schmiergeldzahlungen, Steuerhinterziehung und schwarze Konten ermittelt, dazu wollte sich die Sprecherin nicht äußern. Auch zum Stand der Untersuchungen wollte sie nichts sagen. Das US-Justizministerium und die SEC haben bisher zahlreiche schwarze Konten entdeckt, die seit Jahren für systematische Steuerhinterziehungen bei Auslandsmitarbeitern in Millionenhöhe benutzt worden sind. Daimler hat diese Vorwürfe bereits eingeräumt und rückwirkend bereits mehrere hundert Millionen Euro Steuern nachgezahlt. Außerdem trennte sich Daimler im Zuge der Affäre von diversen hochrangigen Managern. Der Konzern hat wie die Siemens AG, die vor Kurzem ebenso von einem Korruptionsskandal erschüttert wurde, eine Börsennotierung in den USA. Damit unterliegen beide Unternehmen neben dem deutschen auch dem US-Recht. Im Gegensatz dazu müssen die für die Sex- und Korruptionsaffäre Verantwortlichen bei Volkswagen "nur " die deutsche Justiz fürchten, weil die Wolfsburger nicht in den USA gelistet sind.