Daimler rechnet mit Gewinn von sechs Milliarden Euro

Stuttgart. Ein Rekordabsatz von Mercedes-Pkw im zweiten Quartal sowie eine Erholung aller Sparten haben die Perspektiven für Daimler deutlich aufgehellt. Bereits zum zweiten Mal hebt der Stuttgarter Automobilhersteller nun die Jahresprognose an. "Wir rechnen für das Jahr 2010 mit einem deutlichen Umsatzanstieg und streben ein EBIT aus dem laufenden Geschäft von sechs Milliarden Euro an", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche am Dienstag in Stuttgart. In einer Telefonkonferenz zeigte sich der Manager zuversichtlich, dass die gesamtwirtschaftliche Entwicklung weiter anhält und die Stuttgarter davon besonders profitieren können. Dabei nannte er neben den attraktiven Produkten auch das konzernweit gesunkene Kostenniveau.

Die Börse belohnte Daimler für seine Präsentation jedoch nicht. Die Titel des Konzerns verloren zeitweise 2,48 Prozent auf rund 42 Euro und waren damit DAX-Schlusslicht. Die angehobene Prognose habe nur leicht über den Markterwartungen gelegen, begründeten Händler den Trend. Während der Daimler-Konzern im Jahr 2009 noch einen operativen Verlust von 1,5 Milliarden Euro und einen Netto-Fehlbetrag von sogar mehr als 2,6 Milliarden Euro eingefahren hat, konnte sich das Unternehmen in den letzten Monaten überraschend schnell erholen. Bereits zum ersten Quartal hatte Zetsche die Gewinnprognose erhöht und vor kurzem bei Vorlage von vorläufigen Zahlen die Erhöhung des Jahresausblicks angekündigt.

Zuletzt peilte der Konzern für 2010 ein operatives Ergebnis von mehr als vier Milliarden Euro an. Nun stellt Daimler einen Konzernabsatz von deutlich mehr als den 1,6 Millionen Fahrzeugen des Vorjahres in Aussicht, der Umsatz werde deutlich über den 78,9 Millionen Euro des Vorjahres liegen. Zu dem prognostizierten operativen Gewinn von sechs Milliarden Euro soll die Pkw-Sparte mit den Marken Mercedes-Benz, Maybach und Smart allein vier Milliarden Euro beitragen. Zwar erwartet das Unternehmen, dass die Dynamik des ersten Halbjahrs im Jahresverlauf etwas nachlässt. Dennoch zeigte sich der Daimler- und Mercedes-Chef zuversichtlich: "Wir rechnen mit einem zweistelligen prozentualen Absatzwachstum für die Marke Mercedes im Jahr 2010.“

Eine weitere Milliarde Euro Gewinn sollen die Lkw-Aktivitäten beisteuern. Laut Truck-Chef Andreas Renschler wird das US-Geschäft ebenso profitabel sein wie die japanische Tochter-Fuso, die beide mit hunderten von Milliarden Euro in den letzten zwei Jahren restrukturiert wurden. Positiv ist auch der Ausblick für die Transporter und Busse: Erwartet wird ein EBIT von 350 Millionen bzw. 180 Millionen Euro im Gesamtjahr. Vom besseren Geschäft profitiert auch die Finanzdienstleistungssparte, deren Gewinnbeitrag bei rund 800 Millionen Euro liegen soll.

Im zweiten Quartal stieg der Konzernumsatz um 28 Prozent auf 25,1 Milliarden Euro. Das EBIT verbesserte sich auf 2,1 Milliarden Euro, im Vorjahreszeitraum hatte Daimler einen Verlust von einer Milliarde Euro eingefahren. Das Nettoergebnis beläuft sich auf 1,3 (Vorjahreszeitraum 1,0) Milliarden Euro. Mehr als die Hälfte des Konzern-EBIT steuerte mit knapp 1,4 Milliarden Euro die Pkw-Sparte bei, die im Vorjahreszeitraum noch einen Verlust von 340 Millionen Euro ausgewiesen hatte. Ausschlaggebend für den Turnaround war ein Verkaufsplus von 19 Prozent auf 342.500 Fahrzeuge. Die Marke Mercedes-Benz schrieb einen Rekordabsatz von 314.400 Fahrzeugen - laut Daimler das stärkste Quartal aller Zeiten. Getrieben wurde die Nachfrage vor allem durch China. Mit einer Umsatzmarge von 9,8 Prozent kratzte Mercedes-Benz Cars bereits an der Zielrendite von zehn Prozent. Zetsche machte dafür neben den gestiegenen Volumina vor allem den hohen Anteil renditestarker Fahrzeuge wie der S- und E-Klasse sowie der SUV verantwortlich. "Wir haben außerdem bessere Preiskonditionen erreicht als geplant,“ hob der Manager hervor. Dazu kam ein deutlich niedrigeres Kostenniveau als in der Vergangenheit. Bereits heute sieht Zetsche die Sparte bei fast allen Kriterien auf Benchmarkniveau mit dem Wettbewerb. Deshalb ließ er keinen Zweifel daran, dass Mercedes-Benz Cars wie vor kurzem in Aussicht gestellt, Ende 2012 die zuvor nie erreichte Rendite von zehn Prozent erreicht und auch auf Dauer im Durchschnitt über die Zyklen halten kann. Er erwarte nicht, dass die Sparte unter acht Prozent abrutschen könnte.

Durch das Hochlaufen der Produktion, was teilweise sogar zu Überstunden führt, kalkuliert Finanzvorstand Bodo Uebber mit einem Kostenanstieg im zweiten Halbjahr von rund 300 Millionen Euro. Es gelte nun, das durch andere Maßnahmen zu kompensieren. Profitiert hat der Konzern im zweiten Quartal auch durch positive Währungseffekte, vor allem die Abschwächung des Dollar. Dies soll laut Uebber auch im Jahresverlauf anhalten, während er auf der Rohstoffseite keine wesentlichen Belastungen erwartet. Im Gesamtjahr hat Daimler ein Währungsrisiko von 30 Milliarden Dollar, davon sind 90 Prozent abgesichert. Für Jahr 2011 hat Uebber bereits 60 Prozent durch Optionen etc. gehedged.

Auch die Trucks haben bei einem Umsatz von 5,9 Milliarden Euro (Plus von 39 Prozent) wieder 300 Millionen Euro verdient und damit eine EBIT-Rendite von 5,1 Prozent erzielt. Neben einer erhöhten Nachfrage in den USA, Brasilien und Europa trugen dazu auch die Restrukturierungen bei, die für eine niedrigere Gewinnschwelle bei den einzelnen Operationen sorgen. Mit zwei Milliarden Euro Umsatz wiesen die Transporter ein EBIT von 127 Millionen Euro aus – die Marge betrug 6,4 Prozent. Noch höher lag die Umsatzrendite bei den Bussen: Die Sparte erzielte 6,6 Prozent bei einem Umsatz von 1,2 Milliarden Euro und einem Gewinn von 79 Millionen Euro. Die Finanzdienstleistungen verdienten 171 Millionen Euro.

Der starke Geschäftsverlauf schlug sich auch in den Finanzkennzahlen nieder: Der freie Cash-flow im Industriegeschäft legte im zweiten Quartal um 1,1 auf 2,5 Milliarden Euro zu. Die Netto-Liquidität beläuft sich nun auf fast 9,4 Milliarden Euro nach 7,3 Milliarden Euro Ende 2009. Aufgrund von höheren Aufwendungen im zweiten Halbjahr geht Uebber von einem freien Cash-flow im Gesamtjahr von über einer Milliarde Euro aus. "Unsere Strategie zahlt sich aus: Wir haben in allen Geschäftsfeldern beim Absatz und Umsatz eine sehr dynamische Entwicklung. Im zweiten Quartal haben wir ein exzellentes Ergebnis erwirtschaftet," so das Fazit von Zetsche.