Stuttgart. Der Automobilkonzern Daimler sucht nach neuen Geschäftsmöglichkeiten mit hohem Wachstums- und Ertragspotenzial. "Das weltweite Marktpotenzial muss mindestens bei einer Milliarde Euro liegen, wobei wir anfangs mindestens hundert Millionen Euro in diesem Segment erreichten sollten", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche im Interview mit der "Stuttgarter Zeitung" auf der Homepage des Blatts. Neue Geschäfte sollten außerdem das Stammgeschäft ergänzen, zumindest technologisch damit verwandt sein, und jährliche Wachstumsraten von mindestens zehn Prozent bringen. Außerdem sollten sie nach einer Anlaufphase eine Umsatzrendite von zehn Prozent erzielen. Als Beispiele für mögliche neue Geschäftsfelder nannte Zetsche neben der Fertigung von Lithium-Ionen-Batterien und Elektromotoren auch Turbolader. Weitere Ideen seien Premiumangebote im Leasing und Service, die es heute noch nicht gebe, sowie innovative Mobilitätssysteme.
Damit nannte der Daimler-Chef zum ersten Mal konkrete Auswahlkriterien für die künftigen Wachstumsfelder. Über die neue Strategie des Autokonzerns hat die Automobilwoche vor wenigen Wochen als erstes Medium berichtet. Mit der Suche und dem Aufbau dieser Aktivitäten ist eine Truppe namens "Business Innovation" von hochrangigen Managern betraut worden, die direkt an Zetsche berichten. Nach der Trennung von Chrysler und der Restrukturierung des Konzerns braucht Daimler in absehbarer Zeit eine neue Börsenstory. Das Wachstum im Fahrzeug-Kerngeschäft ist allerdings begrenzt und dürfte die Investoren auf Dauer nicht zufrieden stellen. Gleichzeitig verfügt das Unternehmen über hohe Barreserven, die neu investiert werden müssen. Vor kurzem kaufte sich Daimler wieder mit rund 22 Prozent bei der einstigen Tochter Tognum ein. Diese stellt Großdieselmotoren für Schiffe, Panzer und Landmaschinen sowie dezentrale Energiesysteme her.