Daimler muss Lkw-Produktion in China neu verhandeln

Stuttgart/Peking. Bereits seit fast vier Jahren versucht Daimler vergeblich eine Lkw-Produktion in China zu starten. Nun müssen die Stuttgarter wieder komplett neu beginnen. "Wir haben mit Beiqi Foton eine Absichtserklärung unterzeichnet, um die Möglichkeiten eines Joint Ventures auszuloten," sagte eine Daimler-Sprecherin zur Automobilwoche. Die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens werde nun als der schnellste Weg angesehen, um lokale mittelschwere und schwere Lkw zu fertigen.

HIntergrund ist, dass die geplante direkte Beteiligung über 24 Prozent von Daimler an Foton abgesagt wurde. Dem Vernehmen nach lag dies an dem stark gestiegenen Aktienkurs des chinesischen Unternehmens, der einen Einstieg von Daimler entsprechend teuer gemacht hätte. Möglicherweise haben aber auch die chinesischen Behörden die Genehmigung zu lange hinausgezögert.

Damit muss der Automobilkonzern wahrscheinlich das komplette Genehmigungsverfahren für ein Joint Venture neu durchlaufen, was in China Jahre dauern kann. In einer Mitteilung von Beiqi Foton an die Börse von Schanghai ist dementsprechend von einem "mittelfristigen" Zeitrahmen die Rede. Ursprünglich hatte Daimler mit Foton bereits im Jahr 2003 eine Absichtserklärung zur Gründung eines Joint Ventures unterzeichnet und bereits erste Genehmigungen lokaler Behörden erhalten. Außerdem dürfte nun das komplette Verhandlungspaket neu aufgeschürt werden. Während der Bau eines Low-Cost-Lkw mit Mercedes-Komponenten unter der chinesischen Marke Auman bereits beschlossene Sache war, wird dies nun auf Nachfrage nicht mehr bestätigt.

Das Verwirr-Spiel um die lokale Lkw-Produktion geht auf die unsichere Gesetzeslage in China zurück. Nach dem Abschluss der ersten Absichtserklärung haben die Chinesen kurzfristig die Zahl der Joint Ventures für ein ausländisches Unternehmen auf maximal zwei bei den Pkw und zwei bei den Lkw beschränkt. Weil Daimler bereits ein Gemeinschaftsunternehmen für Busse und Transporter hatte, war das dritte Joint Venture für Lkw auf einmal blockiert. Deshalb wollte der Konzern mit einer direkten Beteiligung an Foton diese Regel umgehen. Mittlerweile haben die Stuttgarter aber das ohnehin nur auf dem Papier existierende Bus-Gemeinschaftsunternehmen aufgelöst, so dass der Weg für die gemeinsame Lkw-Produktion jetzt grundsätzlich wieder frei ist.