Stuttgart/Delhi. Mit der Unterzeichnung des Gründungsvertrags für die "Daimler Hero Motor Corporation" ist Daimler einen wichtigen Schritt in der Asienstrategie vorangekommen. Das Gemeinschaftsunternehmen des Stuttgarter Autoherstellers mit dem indischen Familienkonzern Hero soll ab 2010 leichte, mittelschwere und schwere Lkw produzieren, die technisch deutlich besser sind als die Fahrzeuge der lokalen Hersteller, aber preislich wesentlich unter den europäischen High-Tech-Trucks liegen. Die Lkw sollen ab 2010 unter einem neuen Markennamen zunächst in Indien auf den Markt kommen und später in die angrenzenden Schwellenländern exportiert werden. Insgesamt rechnen die Kooperationspartner mit einer Investition von 700 Millionen Euro in das Joint Venture, an dem Daimler mit 60 Prozent die Führung innehat. Während die Stuttgarter 220 Millionen Euro an Eigenkapital einbringen, leistet Hero eine Einlage von 360 Millionen Euro.
Der indische Markt hat für die Lkw-Sparte von Daimler hohe Bedeutung. Da in den etablierten Märkten, Europa, USA und Japan mittelfristig die Wachstumsdynamik deutlich geringer ist als in den Schwellenländern, müssen alle europäischen Hersteller ihre Aktivitäten dort verstärken. Da die europäischen Lkw aufgrund ihres hohen Preises nur in einer kleinen Nische verkauft werden können, brauchen sie Produkte, die an den lokalen Markt angepasst sind. Die Daimler-Wettbewerber MAN, Volvo, Nissan und Navistar haben bereits indische Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Für die Stuttgarter ist eine Produktion auf dem Subkontinent, die als Exportbasis für asiatische Wachstumsmärkte fungieren kann, auch deshalb wichtig, weil das seit Jahren angestrebte Joint Venture in China aufgrund der häufig wechselnden Rahmenbedingungen nicht in die Gänge kommt. Dadurch ist Daimler bisher vom riesigen chinesischen Zukunftsmarkt ausgeschlossen, der in der Strategie der westlichen Hersteller mittel- bis langfristig ebenfalls als Exportstandort dienen soll.