Stuttgart. Daimler glaubt weiter an die Zukunftsfähigkeit der Brennstoffzelle. "Unsere Brennstoffzellenfahrzeuge haben ihre Alltagstauglichkeit bereits unter Beweis gestellt," so Forschungs- und Entwicklungsvorstand Thomas Weber bei der Eröffnung der ersten öffentlichen Wasserstofftankstelle in Baden-Württemberg. Um das emissionsfreie Fahren Realität werden zu lassen, sei allerdings ein flächendeckendes Netz notwendig. In Deutschland gibt es derzeit knapp 30 Wasserstoff-Tankstellen, davon nur sechs öffentliche. Mit der nun eröffneten Tankstelle am Stuttgarter Flughafen ist eine weitere dazugekommen.
Daimler setzt wie kein anderer Autohersteller weltweit auf die Weiterentwicklung von alternativen Antrieben wie Hybride, Elektrofahrzeuge und die Brennstoffzelle. Während die Stuttgarter bereits Mitte der 90er Jahre an den Durchbruch der Brennstoffzelle geglaubt haben, wurden die hochgesteckten Erwartungen bis heute nicht erreicht. Insgesamt hat das Unternehmen seit 1994 über eine Milliarde Euro in diese Technologie investiert. Nun soll noch in diesem Jahr die Kleinserienproduktion der B-Klasse F-Cell starten. "Ab 2015 ist die Großserienproduktion denkbar", so Weber. Dann sei die Technik auch bei den Kosten auf einem vermarktungsfähigen Niveau. Dagegen hält Zulieferer Bosch einen Durchbruch der Brennstoffzelle eher für unwahrscheinlich. Laut dem Leiter der Kfz-Technik-Sparte Bernd Bohr ist der Aufwand im Vergleich zur Elektrifizierung der Fahrzeuge in Verbindung mit einer Lithium-Ionen-Batterie viel zu hoch. Fraglich sei auch, wer den Aufbau des Tankstellennetzes übernehmen wolle.
Stark engagiert ist der Gashersteller Linde. Die Münchner sind weltweit der größte Produzent von Wasserstoff-Anlagen. Dabei reicht das Know-how von der Erzeugung bis zur Betankung. In der Brennstoffzelle wird Wasserstoff zusammen mit einem Oxidationsmittel wie Luftsauerstoff in elektrische Energie verwandelt. Als Abfallprodukt fällt nur Wasser an. "Der Aufbau der Infrastruktur erfordert erfordert ein gemeinschaftliches, partnerschaftliches Vorgehen," so Aldo Belloni, Vorstandsmitglied bei Linde mit Blick auf die Kooperation mit dem österreichischen Mineralölkonzern und Tankstellenbetreiber OMV. Die Wasserstofftankstelle in Stuttgart ist die erste für OMV in Deutschland. "Die OMV beschäftigt sich heute bereits intensiv mit der Mobilität von morgen. Der Wasserstoff ist eine der möglichen Alternativen und befindet sich bei uns noch in der Entwicklungs- und Testphase," so Gerhard Ross, Generaldirektor-Stellvertreter OMV. Dazu hat der Konzern einen Fonds, der Projekte zu erneuerbaren Energien mit mehr als 100 Millionen Euro unterstützt. OMV unterhält in Deutschland rund 400 herkömmliche Tankstellen.