Stuttgart. Die ehemalige Einkaufsplattform Covisint plant einen Neustart als IT-Dienstleister für die Autoindustrie. "Wir wollen uns vor allem als Partner beim Thema Sicherheit und Zugriffsrechte positionieren“, sagt Manfred Heisen, der als Vice President bei dem US-Unternehmen für den Aufbau des internationalen Geschäfts zuständig ist. Bei den Herstellern sieht der ehemalige SAP- und T-Systems-Manager vor allem die Vernetzung des Fahrzeugs mit dem Internet als Ansatzpunkt für neue Geschäfte, während bei den Zulieferern die sichere weltweite Zusammenarbeit im Vordergrund steht.
Erste Erfahrungen bei der Realisierung von Projekten zum vernetzten Fahrzeug habe Covisint in den USA bereits gemacht. Dagegen spielt das einstige Kerngeschäft als Betreiber einer Einkaufsplattform schon lange keine strategische Rolle mehr bei Covisint und daher wurde dieser Geschäftsbereich bereits 2003 veräußert. "Mit dem Wiedereinstieg in den europäischen und später auch den asiatischen Markt müssen wir beweisen, dass wir es ernst meinen und in diesen Regionen eine dauerhafte internationale Präsenz gewährleisten“, so Heisen mit Blick auf die bewegte Vergangenheit.
Das US-Unternehmen geht auf die Initiative der damaligen DaimlerChrysler AG, General Motors und Ford zurück. Diese Hersteller betrieben eigene Einkaufsplattformen und brachten diese Mitte der 90er Jahre in das Joint Venture Covisint ein. Dem damaligen Zeitgeist in der Beschaffung und der neue entstehenden dot.com-Kultur entsprechend, sollten auf der Plattform Aufträge über Auktionen an Lieferanten vergeben werden. Dabei wollten die Partner dieses Geschäft kommerzialisieren und auch für Dritte betreiben. Insgesamt investierten die drei Hersteller 500 Millionen Dollar in Covisint. So wurde mit Sitz in Amsterdam auch das Europa-Geschäft mit mehr als 200 Mitarbeitern in der Spitze hochgezogen. Als die dot.com-Blase platzte und in der Industrie die Einsicht einkehrte, dass man nicht rein über den Preis einkaufen kann, verkauften die Joint-Venture-Partner Covisint im Jahr 2004 an das US-Unternehmen Compuware. Unter der Führung des börsennotierten Softwareherstellers und IT-Dienstleisters verschwand Covisint zumindest außerhalb der USA quasi in der Versenkung.