Paris. Citroën fasst sich ein Herz und baut seine zunächst als bloße Ausstattungslinie gestartete DS-Baureihe zu einer eigenständigen Marke aus, die noch deutlicher in Richtung Luxus orientiert sein soll. Künftig sollen DS-Modelle ausschließlich in eigenen DS-Stores verkauft werden. Damit folgen die Franzosen dem Beispiel von Mini, Lexus und Infiniti.
Zugleich will Citroën seine DS-Baureihe deutlich ausweiten: Geplant sind ein eigener Kompakt-SUV, ein weiteres Mittelklasse-Modell neben dem bereits existierenden DS5 sowie eine Oberklasse-Limousine, die den veralteten C6 ablösen soll. Auch im Mini-Segment tut sich etwas bei DS. Ein DS2 ist fest geplant, allerdings dürfte dieses Projekt wegen der angespannten Finanzlage des Konzerns noch länger auf sich warten lassen."Wir führen den DS zur Zeit in China als eigene Marke ein und wollen dieses Konzept auch Schritt für Schritt in Europa umsetzen“, sagte der für die DS-Linie verantwortliche Designchef Thierry Metroz der Automobilwoche in Paris. "Die DS-Modelle haben einen völlig eigenständigen Charakter und erhalten nun auch ein eigenes Marketing, einen eigenen Vertrieb und eine eigene Marken-Direktion.“Aus Kostengründen wird dieses Konzept aber nur behutsam über einen längeren Zeitraum in Europa ausgerollt. "Das kostet viel Geld und wir wollen unser Netz nicht überfordern", sagte der für die Marke Citroën verantwortliche Produktentwicklungschef Thomas d'Haussy. Immerhin will Citroën bereits "in den nächsten Monaten“ einen ersten DS-Flagship-Store in Paris eröffnen.Citroën baut DS-Linie zur Marke mit eigenem Vertrieb aus
Die Ausrichtung der DS-Linie als Marke betreibt Citroën gleichzeitig mit einem breiten Ausbau der Modellpalette. Drei neue Modelle seien fest programmiert, sagte Produktentwicklungschef d'Haussy: "Wir arbeiten an einem Kompakt-SUV, an einem neuen Mittelklassemodell und an einem Oberklassemodell", sagte er. Das Topmodell werde den C6 bei Citroen ersetzen. "Wir geben die Oberklasse nicht auf", so d'Haussy.
Auf einen Mini-DS müssen die Kunden aber wohl noch etwas länger warten. "Ein DS2 würde durchaus zu uns passen, aber wegen der aktuellen Lage wurden einige Projekte aufgeschoben", sagte der Produktentwicklungschef dazu.Die bisherigen Erfahrungen mit den drei DS-Modellen ermuntere Citroen, die Submarke noch stärker in Richtung Luxus zu trimmen, sagt DS-Designchef Metroz weiter. "Überraschend viele Kunden haben sich bei den ohnehin schon luxuriösen DS-Modellen für die jeweils aufwändigsten Ausstattungsvarianten entschieden. Deshalb sehen wir noch mehr Platz nach oben."In den künftigen DS-Stores will Citroen auch seine Merchandising-Aktivitäten zum Thema DS erheblich ausweiten - weit über die üblichen Portemonnaies und Modellautos hinaus. "Wir haben (im Frühjahr bei der Messe) in Peking mit unserem ersten DS-Kofferset einen große Resonanz ausgelöst und denken jetzt an eine breite Palette von edlen Utensilien", sagt dazu Metroz.In China eröffnete Citroën bereits im Juni seinen ersten DS-Store in Nanjing. Weitere 32 Shops sollen noch bis zum Jahresende eröffnet werden und bis 2015 will Citroën sogar 200 DS-Händler im Reich der Mitte haben. Dann sollen allein dort 200.000 DS-Modelle jährlich verkauft werden. 2011 hatte PSA mit seinem langjährigen Partner Changan ein zweites Joint Venture namens CAPSA gegründet, um die DS-Linie als eigene Marke in China aufzubauen. Ab 2013 wird der DS5 auch im PSA-Werk Wuhan hergestellt, auch der DS3 und der DS4 sollen lokalisiert werden.
China ist für die PSA-Marke Citroën schon heute der zweitwichtigste Einzelmarkt nach Frankreich. 2011 verkauften die Franzosen dort 220.000 Einheiten. Gemeinsam mit Peugeot will die PSA-Gruppe in ihren Joint-Venture-Werken in Wuhan bis 2015 auf eine jährliche Produktionskapazität von beachtlichen 750.000 Einheiten kommen.Gleichzeitig wird das Händlernetz beider Marken ausgebaut. Derzeit verfügt Citroën in China über 360 Vertragshändler und 500 weitere Konzessionäre. Allein in diesem Jahr sollen insgesamt 80 neue Handels-Stützpunkte hinzukommen.Nach der Öffnung des Landes durch Deng Xiaoping im Jahr 1978 und der Erlaubnis zu Joint Ventures im Jahr 1982 gehörteCitroën zu den ersten westlichen Unternehmen, die die neuen Chancen nutzten. Deshalb hat die Marke heute in China einen sehr hohen Bekanntheitsgrad - ganz anders als die Schwestermarke Peugeot, die erst zehn Jahre später den Schritt in das Riesenreich wagte. So ist Citroen bereits seit zwei Jahren Partner der chinesischen Nationalmannschaft im Badminton - eine Sportart, die in China allergrößte Popularität genießt.
1985 exportierten die Franzosen erstmals 250 CX-Modelle nach China, vor allem für Funktionäre der Partei. Der eigentliche Startschuss fiel aber 1992 mit der Gründung des Joint Venture Dongfeng Citroen Automobile Company (DCAC). Im Dongfeng-Werk in Wuhan wurden dann BX-Modelle zusammenmontiert, das Auto selbst in "Fukang" umgetauft.2008 ging Citroën einen Schritt weiter und gründete in Schanghai ein eigenes Entwicklungszentrum. Dort werden die landestypischen Anpassungen und Lokalisierungen vorgenommen. Das Entwicklungszentrum wirkte auch mit bei der Entwicklung des Konzeptautos "Numéro 9" (die Automobilwoche berichtete), das im April bei der Automesse in Peking für Furore sorgte.