Mit dem Einstieg der chinesischen Dongfeng-Gruppe bei PSA endet die Ära des Familienkonzerns Peugeot. Zum ersten Mal übernimmt ein chinesischer Autokonzern (der bisher vor allem Lastwagen für die Armee baute) eine strategische Position bei einem europäischen Volumenhersteller. Das ist nicht nur für Peugeot und Citroën eine unternehmerische Zäsur, sondern bedeutet auch für die deutschen Autohersteller veränderte Wettbewerbsbedingungen. Künftig haben es Volkswagen & Co. nicht nur mit dem Know How des größten französischen Autokonzerns zu tun, sondern auch mit dem sprudelnden Kapital eines chinesischen Staatskonzerns. Vor allem auf dem chinesischen Markt wird PSA in Zukunft selbstbewusst auftreten können.
Denn dass eine Ehe mit einem chinesischen Unternehmen neue Perspektiven eröffnen kann, zeigt seit 2010 das Beispiel von Volvo und Geely. Die Schweden wollen inzwischen dank des boomenden Marktes in China ihren Absatz bis 2017 verdoppeln und haben im vergangenen Jahr ihr erstes Produktionswerk in China eröffnet. PSA ist mit seinen Marken Peugeot und Citroën schon seit Jahrzehnten in China vertreten, mit der Submarke DS seit vergangenem Jahr. Die Fertigung in China wird dabei unter anderem auch über Joint Ventures mit Dongfeng organisiert.Die direkte finanzielle Beteiligung von Dongfeng an PSA wird diese Allianz erheblich beflügeln und den Ausbau des China-Geschäfts von PSA deutlich voranbringen. Das betrifft die Genehmigung neuer Werke, aber auch den Ausbau des Vertriebsnetzes und mögliche lukrative Staatsaufträge.
Ungewisser sind dagegen die Perspektiven von PSA in Europa. Der Bau kostengünstiger Kleinwagen, jahrzehntelang eine Spezialität von Peugeot und Citroën, ist zumindest im westlichen Europa zu einem Drahtseilakt geworden. Zwar reagierte PSA auf die veränderten Wettbewerbsbedingungen mit der Schließung des Werkes Aulnay bei Paris, doch war dies nur gegen massive Widerstände nicht nur der Belegschaft, sondern auch des französischen Staates möglich.Just dieser Staat aber beteiligt sich nun in gleicher Höhe wie Dongfeng am einstigen Familienkonzern PSA, und zwar ausdrücklich deshalb, um so weit wie irgend vertretbar Fertigungs- und Entwicklungskapazitäten in Frankreich zu halten und um den unkontrollierten Abfluss von Know How nach China zu verhindern. Ob diese Konstellation für stabile Verhältnisse im Aufsichtsrat sorgt, ist zweifelhaft. Die Interessen von Dongfeng und französischem Staat laufen vielmehr in vielen Belangen auseinander. Die neue Eigentümerstruktur von PSA trägt insofern bereits den Keim in sich, der ihr noch zum Verhängnis werden könnte.