Busse und Transporter neue Gewinnsäule bei Daimler

Stuttgart. Still und heimlich hat Daimler die einst wenig einträglichen Transporter- und Bus-Aktivitäten zu hoch profitablen Geschäftsfeldern umgeformt, die im laufenden Jahr ein Fünftel zum operativen Konzerngewinn beitragen dürften. Brummt das Geschäft so wie im ersten Halbjahr, könnten die Transporter nach Berechnungen der Automobilwoche einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von rund 900 Millionen Euro einfahren. Zusammen mit dem Gewinn der Bussparte in Höhe von knapp 500 Millionen Euro ergäben sich unter dem Strich 1,4 Milliarden Euro. Im Konzern rechnen die Stuttgarter nach der Gewinnwarnung vor wenigen Wochen nun nur noch mit einem EBIT von rund sieben Milliarden Euro. Zuvor hatte Daimler deutlich mehr als die 7,7 Milliarden Euro aus dem Jahr 2007 in Aussicht gestellt.

Während sich die Pkw-Sparte mit einer Produktionsdrosselung auf die nachlassende Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte einstellt und die Lkw ebenfalls mit einer konjunkturellen Abschwächung rechnen, prognostiziert Transporter-Chef Wilfried Porth für das laufende Jahr eine „deutliche Absatzsteigerung“ und das Übertreffen des letztjährigen Absatzrekords von 289.076 Einheiten. Davon entfielen allein 184.300 auf den großen Transporter „ Sprinter“, der 2006 mit einer Investition von 1,8 Milliarden Euro auf den Markt gebracht worden war.

Wie optimistisch Daimler für die nächsten Jahre ist, zeigt die Investition von 177 Millionen Euro in den Ausbau der beiden Sprinter-Werke Düsseldorf und Ludwigsfelde mit dem Ziel, die Kapazität um 25 Prozent zu erhöhen. Auch die Kooperation mit VW wird ausgebaut: Daimler fertigt den auf der Sprinter-Plattform basierenden „Crafter“ in Lizenz. Ähnlich offensiv ist das Bus-Geschäft unter Harald Landmann ausgerichtet. Bis 2012 will er den Marktanteil in Westeuropa von 26 auf 30 Prozent ausbauen, was nur möglich ist, wenn Konkurrenten wie MAN und Volvo Federn lassen. Dazu sollen die Wachstumsmärkte China, Russland und Indien erschlossen werden.

In den ersten sechs Monaten steigerte Daimler den Absatz um jeweils neun Prozent auf 147.300 Transporter und 20.200 Busse. Bei einem Umsatz von 4,892 Milliarden Euro erzielten die Vans eine operative Marge von knapp 9,2 Prozent, kaum weniger als die Pkw-Sparte mit 9,3 Prozent. Übertroffen wurde diese Rendite vom Bus-Geschäft, das Erlöse von 2,240 Milliarden Euro und eine EBIT-Marge von fast elf Prozent auswies. Der Münchner Konkurrent MAN schrieb mit den Bussen im gleichen Zeitraum nach Verlusten im Vorjahr bei einem Umsatz von 699 Millionen Euro einen Gewinn von nur drei Millionen Euro. „Im Gegensatz zu MAN verkauft Daimler deutlich mehr Fahrgestelle, die höhere Margen als Komplettbusse aufweisen“, erklärt Automobilanalyst Roman Mathyssek von Global Insight. Außerdem verwendeten sowohl die Busse als auch die Transporter Aggregate und Komponenten der Truck- und der Pkw-Sparte, wo die anfallenden Entwicklungsaufwendungen weitgehend verbucht würden.