Stuttgart. Nachdem die Partner Bosch, Eberspächer und Deutz gemeinsam einen Baukasten zur Abgasnachbehandlung für Dieselmotoren in Nutzfahrzeugen und im Off-Highway-Segment entwickelt haben, trennen sich ihre Wege überraschend. Bosch will alle Anteile an dem erst Ende 2009 gegründeten Joint Venture Bosch Emission Systems GmbH & Co. KG (BESG) mit Sitz in Stuttgart übernehmen. Allerdings wollen die drei Unternehmen in der Entwicklung und im Rahmen von Kunden- und Lieferverträgen weiter zusammenarbeiten. Von diesem Schritt versprechen sich sowohl Bosch als auch der Esslinger Abgasspezialist Eberspächer bessere und zusätzliche Geschäftschancen. "Wir wollen nun die Vermarktung und Produktsteuerung in Eigenregie gestalten", so Bosch-Sprecher Udo Rügheimer auf Nachfrage der Automobilwoche. Die Systeme aus dem Baukasten sollen nun verstärkt Nutzfahrzeug- und Maschinenherstellen in Nordamerika und Asien angeboten werden. "Wir sehen in der neuen Form der Zusammenarbeit im freien Wettbewerb zusätzliche Chancen für uns am Markt", so Axel Witt, Pressesprecher von Eberspächer. Bosch hat erst vor Kurzem nach Differenzen mit dem koreanischen Unternehmen Samsung die strategische Allianz zum Bau von Lithium-Ionen-Batterien gelöst und Teile des Joint Ventures übernommen.
Das Joint Venture mit mittlerweile 180 Mitarbeitern an drei Standorten war im Dezember 2009 gegründet worden. An dem Unternehmen hält Bosch 55 Prozent, Dieselmotoren-Hersteller Deutz verfügt über 25 und Eberspächer über 20 Prozent. Auch die unternehmerische Führung des unabhängig von den Muttergesellschaften agierenden Unternehmens lag bei einem Bosch-Manager. Ziel von Bosch Emission Systems war die Entwicklung von günstigen Abgasnachbehandlungssystemen für Dieselmotoren, die sowohl in Nutzfahrzeugen als auch im so genannten Off-Highway-Bereich etwa bei Mähdreschern, Baggern und stationären Stromgeneratoren zum Einsatz kommen. Dazu wollten die Partner einen Baukasten mit Standard-Komponenten entwickeln, aus dem kundenindividuelle Gesamtsysteme mit elektronischer Steuerung, der Brennertechnologie zur Regeneration und Rußpartikelfilter gebaut werden können.Bosch übernimmt Abgas-Joint-Venture ganz
Der Stuttgarter Autozulieferer führt das Ende 2009 gegründete Gemeinschaftsunternehmen mit Eberspächer und Deutz namens Bosch Emission Systems in Eigenregie weiter. Technisch wollen die Unternehmen weiter zusammenarbeiten.
Starke Nachfrage erwartet
Das adressierte Marktsegment dürfte aufgrund von anspruchsvolleren Emissionsvorschriften weltweit stark wachsen. Basierend auf einem Marktvolumen von heute rund 2,6 Milliarden Euro prognostiziert Bosch im Jahr 2020 ein Volumen von 13 Milliarden Euro weltweit. Es gibt aber auch starke Wettbewerber wie Tenneco, Cummins und Caterpillar sowie die Tognum AG in Friedrichshafen, an der Daimler beteiligt ist. Allerdings steht die Kölner Deutz AG als Hersteller von Motoren direkt in Konkurrenz mit diesen möglichen Kunden des Joint Ventures. Auch Eberspächer bietet eigene Systeme zur Abgasnachbehandlung an und verspricht sich vor allem im Nutzfahrzeugbereich hohe Wachstumsraten in den kommenden Jahren.
Eberspächer wird weiter Komponenten an BESG liefern und so vom Geschäftserfolg des Unternehmens profitieren. Darüber hinaus vereinbarten die drei Unternehmen die Fortführung der technischen Kooperation und weitere gemeinsame Entwicklungsprojekte auf dem Gebiet der Abgasnachbehandlung.
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