Reutlingen. Mit der neuen Halbleiter-Fabrik nimmt die größte, jemals getätigte Einzelinvestition der Bosch-Gruppe ihren Betrieb auf. "Wir werden in wenigen Wochen die ersten integrierten Schaltkreise und mikromechanischen Bauelemente an Kunden ausliefern", kündigte Christoph Kübel am Dienstag auf einer Pressekonferenz an. Kübel leitet Bereich Autoelektronik der Robert Bosch GmbH, die Teil der Kfz-Technik-Sparte ist. In das Werk am Standort Reutlingen, rund 50 Kilometer von Stuttgart entfernt am Fuße der Schwäbischen Alb, haben die Stuttgarter insgesamt 600 Millionen Euro investiert - 400 Millionen in Maschinen und 200 Millionen Euro in Gebäude und Infrastruktur. In der Endausbaustufe, die für das Jahr 2016 geplant ist, sollen dort 800 Mitarbeiter jeden Tag bis zu einer Million Chips fertigen. Ursprünglich war der Start schon ein Jahr früher vorgesehen gewesen. Aufgrund der Absatzkrise hat Bosch den Produktionsbeginn aber nach hinten verlegt.
Nur wenige Autozulieferer stellen die von ihnen benötigten Halbleiter selbst her, sondern kaufen diese bei darauf spezialisierten Herstellern wie Infineon, Freescale, Texas Instruments oder STMicroelectronics ein. Neben Bosch verfügt auch der japanische Zulieferer Denso über eine eigene Halbleiter-Produktion. "Dies ist eine Kernkompetenz von Bosch und ermöglicht uns viele Innovationen", so Kübel. In der neuen Fabrik entstehen auf Basis von 200 Millimeter kleinen Siliziumscheiben (Wafer) anwendungsspezifische integrierte Schaltungen (ASICs), analoge integrierte Schaltkreise (ICs) und Hochleistungsbauelemente. Diese kommen unter anderem in elektronischen Steuerungen für Verbrennungsmotoren und Getrieben, im Schleuderschutz ESP, in Airbag- und Fahrerassistenzsystemen zum Einsatz. Außerdem werden mikromechanische Sensoren (MEMS) gebaut, die feinste Bewegungen messen können.