Stuttgart. Bosch trennt sich von seinem strategischen Batterie-Partner Samsung und löst das Gemeinschaftsunternehmen SB LiMotive auf. Künftig will der Stuttgarter Automobilzulieferer in Eigenregie Lithium-Ionen-Batterien auf den Markt bringen. Ein wichtiger Punkt in der Strategie ist der Aufbau einer Fertigung in Europa, so Bosch. "Mit der Neuordnung können wir hinsichtlich Marktfokus und Geschwindigkeit besser auf die Anforderungen unserer Kunden eingehen und werden unsere Marktaktivitäten weiter intensiv ausbauen", so Bernd Bohr, Chef der Kfz-Technik.
Das Ende der gemeinsamen Aktivitäten hat sich schon seit Monaten abgezeichnet. Grund sind Differenzen über unterschiedliche Produkt- und Investitionszyklen in der Konsumer- und Autobranche. Bosch hat sich im Jahr 2008 mit der koreanischen Samsung verbündet und das paritätische Joint Venture SB LiMotive gegründet. Die Koreaner produzieren Lithium-Ionen-Zellen und -Batterien für den Konsumerbereich, etwa Handys. Gestartet wurde zunächst eine Fabrik im koreanischen Ulsan, später sollte ein Fertigungsstandort in Europa dazukommen. Zu den Kunden zählt BMW für die Elektrofahrzeuge BMW i sowie verschiedene Hybridmodelle. Auch Porsche, Fiat und der Zulieferer Delphi haben Aufträge vergeben.Die Joint-Venture-Partnter wollten ursprünglich bis 2013 gemeinsam 500 Millionen US-Dollar investiert haben. Bis 2015 sollte die Kapazität in Ulsan ausreichen, um jährlich 180.000 Elektrofahrzeuge auszustatten.Bosch löst Batterie-Joint-Venture mit Samsung
Die Einigung mit Samsung sieht vor, dass alle Entwicklungs- und Lieferaufträge auf Kooperationsbasis erfüllt werden. Zudem wurde wechselseitig der Zugang zu Patenten vereinbart. Die Aktivitäten um die Zellenproduktion bleiben bei Samsung. Künftig werden die Koreaner weiter Lithium-Ionen-Zellen an Bosch liefern. Alternativ dazu sollen andere Lieferanten aufgebaut werden. Das Geschäft mit kompletten Batterien - so genannten Batteriesystemen geht an die Stuttgarter. Die in Stuttgart ansässige JV-Tochter SB LiMotive Germany GmbH mit den Themenschwerpunkten Systementwicklung, Batteriemanagementsystem, Prototypenbau, Marketing und Vertrieb übernimmt Bosch. Auch das für den US-Markt wichtige Tochterunternehmen Cobasys mit den Standorten in Orion im Bundestaat Michigan sowie Springboro in Ohio wird bei dem Autozulieferer integriert. Insgesamt sieht die Trennungsvereinbarung eine Ausgleichszahlung von 45 Millionen Euro an Bosch vor.
Während Bosch bereits mehrfach die Ambitionen, sich als europäischer Lithium-Ionen-Batteriehersteller zu etablieren, unterstrichen hat, zeigen sich die Stuttgarter beim wichtigen Geschäft mit den Batteriezellen nun zurückhaltend: Die Aktivitäten auf dem Gebiet der Elektrochemie und der Fertigung von Zellen sollen ausgebaut werden. Dazu soll in enger Kooperation mit spezialisierten Partnern aus der Industrie und den Hochschulen die Forschung und Entwicklung von leistungsfähigen Speicherzellen in Deutschland etabliert werden. Von einer eigenen Zellenfertigung, die zuvor als Voraussetzung für ein wettbewerbsfähiges Batteriegeschäft angesehen wurde, ist nun in absehbarer Zeit nicht mehr die Rede.Ein Grund für den mehrfachen Strategiewechsel, den die Stuttgarter im Batteriegeschäft bereits vorgenommen haben, ist die geringe Verbreitung von Elektrofahrzeugen, die weit unter den einst optimistischen Szenarien vieler Experten liegen. Derzeit investiert Bosch jährlich 400 Millionen Euro in die Elektromobilität und beschäftigt in diesem Bereich mehr als 1100 Mitarbeiter - inklusive rund 300 Batteriespezialisten bei SB LiMotive in Stuttgart und Cobasys in den USA. Frühestens zur Mitte des Jahrzehnts rechnet der Autozulieferer mit dem Erreichen der Gewinnschwelle im E-Geschäft.