BMW und Toyota bauen Kooperation aus

München. Spekuliert wurde in den Medien schon seit Tagen, jetzt ist es offiziell: BMW und Toyota wollen ihre Kooperation erheblich ausweiten. Das gaben die Konzernchefs Norbert Reithofer und Akio Toyoda am heutigen Freitag (29.6.) auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in München bekannt. Die Unternehmen wollen künftig in vier Bereichen zusammenarbeiten: Bei der Entwicklung von Brennstoffzellen, bei der Entwicklung von Architektur und Komponenten eines künftigen Sportwagens, bei der Elektrifizierung von Antriebssystemen sowie bei Leichtbautechnologien. Reithofer und Toyoda unterzeichneten heute eine entsprechende Absichtserklärung. Die Hybrid-Kooperation mit PSA erklärte BMW als beendet, ebenso die Kooperationsgespräche mit General Motors.

"Toyota und die BMW Group teilen die gleiche strategische Vision über eine nachhaltige individuelle Mobilität der Zukunft", so Reithofer. "Durch die Zusammenarbeit schaffen wir die Voraussetzung, damit beide Unternehmen in puncto Innovationen und Nachhaltigkeit auch in Zukunft in ihrem jeweiligen Segment führend sind."

Nur sechs Monate nach der Unterzeichnung des ersten Abkommens zwischen Toyota und BMW führen die beiden Konzerne heute den zweiten Schritt aus. "Toyota ist stark bei umweltfreundlicher Hybrid-Technologie", so Toyoda. "Die Stärke von BMW liegt nach meiner Überzeugung in der Entwicklung von Sportwagen."

Für den vergleichsweise kleinen Hersteller BMW mit jährlich 1,67 Millionen verkauften Autos ist diese erweiterte Kooperation ein wichtiger Schritt: Durch die geplante Zusammenarbeit können die Münchner wegweisende Technologien vorantreiben und hohe Entwicklungskosten teilen. Toyota ist bei der Elektrifizierung des Antriebsstrangs führend. Mit dem Hybridauto Prius, in dem erstmals in hoher Stückzahl Verbrennungsmotor und Elektroantrieb kombiniert wurden, haben sich die Japaner einen großen Erfahrungsschatz aufgebaut. "Die Toyota Motor Corporation hat der Hybridtechologie zum weltweiten Durchbruch verholfen", sagte Reithofer auf der Pressekonferenz in München zu seinem Allianz-Partner Toyoda gewandt.

Beim Leichtbau gilt BMW als Revolutionär in der Automobilindustrie. Der Münchner Hersteller ist der Erste, der Vollkarossen aus dem leichten Verbundwerkstoff Carbon herstellt. Die Münchner haben eine Carbonfaser speziell für den Automobilfertigung entwickelt, die kostengünstiger ist als beispielsweise die Faser für den Flugzeugbau. Das erste Modell mit Carbonkarosserie, der Elektrowagen i3, wird im vierten Quartal 2013 eingeführt. BMW hatte schon zu einem früheren Zeitpunkt durchblicken lassen, dass der Verkauf der Carbonfaser sowohl an andere Autohersteller als auch an Unternehmen aus anderen Branchen ein lukratives Geschäftsmodell werden könnte. Toyota will künftig von dem Wissen des Münchner Autobauers profitieren.

BMW und Toyota hatten sich im Dezember vergangenen Jahr auf eine gemeinsame Grundlagenforschung zur Lithium-Ionen-Batterietechnologie für Elektroautos der kommenden Generation verständigt. Zudem wurde vereinbart, dass BMW an Toyota ab 2014 1,6- und 2,0-Liter-Dieselmotoren für den europäischen Markt liefert. BMW hatte 2007 im Zuge seines Effizienzprogramms Number One den Verkauf von Motoren als neues Geschäftsfeld präsentiert. Der Vertrag mit Toyota galt in der Branche als Durchbruch.

BMW hatte bereits vor der heutigen Pressegespräche bestätigt, dass die Gespräche mit (GM) zur Kooperation bei der Entwicklung von Brennstoffzellen beendet seien. Im Dezember vergangenen Jahres hatten BMW und GM bekanntgegeben, über eine gemeinsame Entwicklung bei Brennstoffzellen zu sprechen. Ende Februar waren die Amerikaner dann die strategische Kooperation mit dem französischen Autobauer PSA Peugeot Citroen eingegangen.

Für BMW ist die erweiterte Zusammenarbeit mit Toyota auch deshalb von großer Bedeutung, weil das erst im vergangenen Jahr gestartete Gemeinschaftsunternehmen mit PSA, "BMW Peugeot Citroen Electrification", beendet wurde, wie Automobilwoche auf der Pressekonferenz erfuhr. PSA wollte das Joint Venture für Hybrid- und Elektrotechnologie beenden, weil sich den Franzosen nach dem Einstieg von General Motors neue Entwicklungsperspektiven bieten. BMW hat jetzt mit Toyota einen neuen Partner, mit dem der Hersteller Synergieeffekte wie schnellere Entwicklungsprozesse und Kostenvorteile in der Hybridtechnologie heben kann.

BMW und PSA haben bereits 100 Millionen Euro in das Gemeinschaftsunternehmen investiert. 2015 sollte die Fertigung von Hybrid- und Antriebskomponenten im Peugeot-Werk in Mülhausen im Elsass starten. Die Entwicklung lag schwerpunktmäßig bei BMW. Wie die Münchner heute offiziell bestätigten, wird die langjährige Zusammenarbeit bei Vier-Zylinder-Motoren weiterlaufen. Diese Partnerschaft sei nützlich und werde unabhängig von neuen Allianzen weitergeführt. (Foto: BMW)