München. Auf die deutschen Autobauer kommen in den nächsten zehn Jahren Gewinn- und Kostenbelastungen von kumuliert 180 bis 200 Milliarden Euro zu. Dies geht aus der neuesten Studie der Unternehmensberatung McKinsey hervor, in der die Perspektiven von neun Branchen untersucht wurden. Die Wirtschaftskrise allein dürfte bis 2020 zu einer Ergebnisbelastung von 70 bis 80 Milliarden Euro bei den deutschen Herstellern führen, die vor allem in den Jahren bis 2012 auftreten wird. Als Gründe dafür nennen die Berater den Absatzrückgang, die Nachfrageverschiebung zu kleineren Fahrzeugen, geringere Skaleneffekte, niedrigere Restwerte bei Leasingrückläufer sowie Rabatte. Während die Gewinne schrumpfen, müssen die Unternehmen bis 2020 zwischen 110 bis 120 Milliarden Euro zusätzlich in alternative Antriebe investieren. Immerhin dürften diese Zusatzkosten zum größten Teil erst nach 2012 anfallen. "Damit die deutschen Automobilhersteller in ihrer Gesamtheit bis 2020 Gewinne ausweisen können, muss eine Kombination von Produktivitätssteigerungen und höheren Erlösen aus attraktiven Produkten die Zusatzbelastungen auffangen", so das Fazit der Berater.
Trotz dieser widrigen Rahmenbedingungen bescheinigt McKinsey den deutschen Herstellern und Zulieferern "hervorragende Voraussetzungen", um auch künftig führende Positionen in Technologien und Märkten zu besetzen. Notwendig sei dazu allerdings der Geschäftsausbau in den stark wachsenden Schwellenländern. Dazu müssten vor allem kostengünstigere Fahrzeuge entwickelt werden: 70 Prozent der Pkw-Nachfrage in China, Indien und Brasilien liege im Preissegment unter 10.000 Euro. Für die deutschen Zulieferer sehen die Berater große Wachstumspotenziale im Bereich des elektrifizierten Antriebstrangs: Hier entsteht bis 2020 ein weltweiter Komponentenmarkt von 75 Milliarden Euro. Dieser allerdings wird teilweise auch das angestammte Geschäft mit Verbrennungsmotoren verdrängen. Chancen ergeben sich laut McKinsey auch durch die steigende Nachfrage nach Infotainment und Internet-Connectivität. Diese Themen werden ein zentrales Auswahlkriterium für das Fahrzeug sein - ähnlich wie es heute die Sicherheit ist - prognostizieren die Berater.