Untergruppenbach. Der Getriebebauer Getrag droht angesichts weiterer Pläne zu einem massiven Stellenabbau erneut in einen schweren Konflikt mit den Arbeitnehmervertretern und der Belegschaft zu laufen. "Die Beschäftigten von Getrag lassen sich nicht wie die Lämmer zur Schlachtbank führen. Sie werden für ihre Arbeitsplätze kämpfen und in den kommenden Wochen sichtbaren Widerstand gegen die Pläne des Unternehmens leisten“, kündigte Frank Iwer von der IG Metall-Bezirksleitung Stuttgart an. Er warf dem Management Versagen vor: "Wer ohne Kurs, Navigation und Zielhafen durch einen Sturm segelt, der kentert. Da rettet es auch nicht, wenn man Teile der Mannschaft über Bord werfen will. Das ist nur mit einem klaren Kurs und einem Ziel zu schaffen". Konkret forderte er ein industrielles Zukunftskonzept.
Aufgrund der schwachen Nachfrage in Europa will die Getrag KG nach einer ersten Sanierungsrunde im Winter 2008/2009 als 350 Jobs gestrichen wurden nochmals bis zu einem Viertel aller Stellen in Deutschland abbauen. Bis zu 700 Arbeitsplätze sollen nach den Plänen des neuen Getrag-Chefs Mihir Kotecha wegfallen. Der Traditionsstandort Ludwigsburg, der bereits bei der ersten Sanierungsrunde umstritten war, soll nun endgültig geschlossen werden. Kotecha hat erst vergangenen November den langjährigen Geschäftsführer Dieter Schlenkermann abgelöst. Der Getriebehersteller im Besitz der Familie Hagenmeyer war Ende 2008 aufgrund der Wirtschaftskrise und einem hochgradig fremd finanzierten Expansionskurs in heftige Turbulenzen geraten. Im Jahr 2008 und 2009 schrieb das Unternehmen bislang nicht näher ausgewiesene Verluste. Nach heftigen Protesten einigte sich Schlenkermann zunächst mit den Arbeitnehmervertretern und dann im April 2009 mit den Banken auf eine Neuausrichtung. Dazu gehörte auch eine Bürgschaft des Landes Baden-Württemberg über 20 Millionen Euro. Für 2010 plant Kotecha im Konzern eine schwarze Null - getragen wird dies aber von Aktivitäten in den USA und Asien.