AMG will Absatz auf über 30.000 Fahrzeuge steigern

Affalterbach. Mercedes-AMG will in den nächsten fünf Jahren die Produktpalette stark ausbauen und den Absatz um 50 Prozent steigern. "Wir wollen mittelfristig deutlich über 30.000 Einheiten erreichen", kündigte AMG-Chef Ola Källenius auf einer Veranstaltung zum Thema "45 Jahre AMG" an. Die Performance-Schmiede des Daimler-Konzerns verkauft derzeit rund 20.000 Fahrzeuge pro Jahr. Bis 2017 - zum 50. Geburtstag der hundertprozentigen Daimler-Tochter - soll das neue Absatzniveau erreicht werden. Dies ist Teil der Strategie "AMG Performance 50", die wiederum auf der Wachstumsstrategie der Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars bis zum Jahr 2020 gründet.

Die Stuttgarter wollen bis 2020 die Spitze im Premiumsegment zurückerobern und bei Absatz und der Profitabilität die Nummer Eins sein. Im vergangenen Jahr hat die Pkw-Sparte 1,381 Millionen Fahrzeuge der Marke Mercedes und Smart verkauft. Die Umsatzmarge lag bei neun Prozent. Beide Kennzahlen hinken hinter den Konkurrenten BMW und Audi hinterher. Nun soll der Absatz durch die Ausweitung der Produktpalette vor allem im Kompaktsegment angekurbelt werden. Gleichzeitig soll im Jahr 2013 die Zielrendite von zehn Prozent erreicht und im Durchschnitt gehalten werden. Dazu soll die hochprofitable AMG, deren Ergebnisse in der Pkw-Sparte konsolidiert werden, beitragen.

Entsprechend öffnet die Performance-Tochter erstmals die Tür zum Kompaktsegment, wie Källenius nun offiziell bestätigte. Das künftige Einstiegsmodell in die AMG-Welt wird A 45 AMG heißen. "Die Weltpremiere haben wir für das erste Quartal 2013 geplant. Wir werden einen attraktiven Preis aufrufen und uns mit dem Fahrzeug neue Märkte und Kunden erschließen", so der AMG-Chef. Von den insgesamt fünf Kompaktmodellen von Mercedes wird es laut Källenius mindestens drei AMG-Varianten geben.

Der Manager räumt ein, dass die Ausweitung der Produktpalette nach unten zu einer Verwässerung der AMG-Marge führen kann: "Im S-Klasse-Segment sind die Renditen natürlich höher als im Kompaktsegment. Aber auch mit der A-Klasse werden wir Geld verdienen." Insgesamt werde AMG überproportional zum Renditeziel der Pkw-Sparte beitragen. "Mit der Kompaktklasse können wir unsere Fixkosten besser abdecken und vor allem neue, jüngere Kunden gewinnen und an die Marke heranführen", so Källenius. Heute ist der C 63 AMG für rund 70.000 Euro das kleinste Fahrzeug. Die Preisliste reicht bis 220.000 Euro.

Mit dem A 45 AMG treten die Affalterbacher in einer anderen Preisliga an: Hauptkonkurrenten sind der RS3 Sportback von Audi und das 1er M-Coupé von BMW, das mit einem 250 PS-starken Sechszylindermotor bei 51.500 Euro startet. Dagegen erhält der A 45 AMG einen neu entwickelten Vierzylinder-Motor mit zwei Litern Hubraum und Turboaufladung. "Sofern sich nichts Überraschendes tut, wird dieses Triebwerk das leistungsstärkste und effizienteste seiner Klasse sein. Wir streben die höchste Literleistung aller herkömmlichen Serienmotoren an", so Källenius. Das Drehmoment werde über 400 Newtonmeter liegen, der Krafstoffverbrauch auf Benchmark-Niveau.

Dazu erhält der kompakte Bolide ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, das AMG-Sportfahrwerk und einen serienmäßig variablen Allradantrieb. "Der weltweite Markt für kompakte Premium-Automobile wächst dynamisch. Innerhalb dieses Wachstumssegments registrieren wir eine starke Nachfrage nach hochkarätigen Performance-Modellen", zeigt sich der AMG-Chef selbstbewusst.

Derzeit verfügt AMG über 22 Fahrzeuge, die von der C-Klasse über SUV bis zur S-Klasse reichen. "Wir wollen aber auch im mittleren Segment unser Angebot ausbauen. Im Oktober kommt der CLS Shootingbrake 63 AMG in den Handel", kündigt Källenius an. Weitere Modelle seien vorstellbar. Auch das SUV-Angebot könne noch erweitert werden. Das Allrad-Paket, das in der A-Klasse zum ersten Mal angeboten wird, könnte dem Manager zufolge auch auf andere Baureihen ausgerollt werden.

Neben dem Bau von Performance-Fahrzeugen steht das AMG-Geschäft auf drei weiteren Säulen: Der Individualisierung der Fahrzeuge auf Kundenwunsch im so genannten Performance-Center. Der Driving Academy und dem Motorsport, wobei Kunden-Fahr-Events laut Källenius schon längst mehr sind als reine Marketingveranstaltungen. Und den Aktivitäten um Sport-Versionen und Performance-Zubehör, die Mercedes-Benz für nahezu alle Serienmodelle anbietet. Künftig soll diese Zusammenarbeit stark forciert werden.

AMG wird für Mercedes die Entwicklung der Sport-Versionen übernehmen, die unter der Bezeichnung "engineered by AMG" angeboten werden. Als Beispiel dient der A 250 Sport. Für die dynamischst Kompaktvariante hat AMG die Vorderachse entwickelt und das Fahrwerk abgestimmt. Ähnliches gilt für den C 250 Sport. "Rund 25 Prozent aller Mercedes-Serienmodelle weltweit werden mit einem AMG-Sport-Paket ausgeliefert. Das waren im vergangenen Jahr über 300.000 Fahrzeuge", betont der Manager. "Das ist ein wachsendes und überaus profitables Geschäftsfeld."

Außerdem übernimmt die Tuningschmiede ab sofort die Verantwortung für die 12-Zylinder-Triebwerke von Mercedes. Das gilt für die Entwicklung ebenso wie für die Fertigung. Der erste AMG-12-Zylinder kommt in der nächsten S-Klasse, die 2013 debütiert. Darüberhinaus soll sich AMG als Speerspitze auch bei Leichtbautechnologien einbringen. Gewichtsreduzierung ist eine wichtige Maßnahmen bei der Verringerung des Co2-Flottenaustoßes. Dieser lag einst über 300 g/km. In diesem Jahr bewegt sich die Flottenemission laut Källenius auf 250 g/km zu. Bis 2017 soll der Co2-Wert um weitere 20 Prozent auf unter 200 g/km sinken. "Das ist eine extrem anspruchsvolle Aufgabe, die wir knapp mit konventionellen Maßnahmen schaffen können", so Källenius. Insgesamt sieht er sein Unternehmen gut positioniert: "Wir wollen die Spitzenpostion von AMG im exklusiven Segment der High-Performance-Automobile behaupten und ausbauen."