Hannover. Die extrem preissensible Transportbranche blickt noch skeptisch auf das Thema grüne Nutzfahrzeuge. Zwar wird bei der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover ein erstes kommerzielles Geschäft bekannt gegeben – die Deutsche Post beschafft zehn Elektrotransporter vom italienischen Hersteller Iveco. Doch es es wird wohl noch längere Zeit bei Vorzeigeprojekten und Kleinserien bleiben.
Die meisten Kunden bleiben skeptisch. Sie schrecken vor den höheren Kosten zurück und zweifeln an der Zuverlässigkeit der neuen Technik. Einer Befragung der Automobilwoche zufolge hält eine große Mehrheit des Transportgewerbes die Zeit für "Zero-Emission“-Transporter noch nicht für gekommen. Allenfalls einige Dienstleister im stadtnahen Bereich können sich E-Transporter vorstellen - falls sich deren Betrieb auch rechnet.
Die Lieferwagen-Kundschaft rechnet mit jedem Euro – diese Erfahrung macht derzeit auch Mercedes-Benz. "Wir verzeichnen praktisch keine Nachfrage nach unserem Sprinter mit spritsparender BlueEfficiency-Technologie, weil das Paket 250 Euro mehr kostet“, klagt Volker Mornhinweg, Chef der Daimler-Transporter-Sparte. Dabei bringt die Start-Stopp-Funktion des neuen Sprinter eine Spritersparnis von bis zu acht Prozent.
Zu allem Überfluss drohen wegen der massiven Rohstoffverteuerungen auch noch Preiserhöhungen. Iveco hat sich bereits entschieden: "Wir werden unsere Preise über die ganze Produktpalette vom Transporter bis zum schweren Lkw im November um zwei bis 2,5 Prozent erhöhen“, kündigt der deutsche Marketing- und Vertriebschef John Venstra im Gespräch mit der Automobilwoche an.
Langfristig wird aber auch die Nutzfahrzeugbranche grün, sind sich die meisten Experten sicher. So werden einer aktuellen Studie von A.T. Kearney zufolge Hybride bis 2020 Marktanteile zwischen 15 und 50 Prozent gewinnen.
Darauf setzt auch Volkswagen. "Wir wissen, dass der Stadtlieferverkehr für das Thema Elektromobilität prädestiniert ist“, sagt Wolfgang Schreiber, Chef von VW Nutzfahrzeuge. Deshalb werde VWN zunächst auch den Caddy elektrisch ausrüsten. Er werde "angelehnt an das, was unsere Pkw-Kollegen etwa beim Golf vorbereiten“, kündigt er an. Ein Flottenversuch mit dem E-Caddy soll 2011 starten.
Zudem arbeitet VWN an einem Plug-in-Hybrid der Transporter-Ikone T5. Ein solches Fahrzeug "wäre eine sehr sinnvolle Ergänzung für längere Distanzen“, meint Schreiber.