Stuttgart/Detroit. Die Fusionsverhandlungen der taumelnden US-Hersteller General Motors und Chrysler stoßen bei Händlern und Arbeitnehmervertretern sowie bei Finanz- und Autoexperten auf große Vorbehalte. „Die Skepsis bei den europäischen Händlern ist groß. Warum soll jetzt ausgerechnet GM der Sanierer von Chrysler sein?“, sagte Antje Woltermann, Geschäftsführerin des europäischen Chrysler-Händlerverbands, der erst im September wiederbelebt wurde, zur Automobilwoche. „Wenn sich zwei Fußkranke zusammentun, werden sie keinen Marathon gewinnen“, ätzt Klaus Franz, oberster europäischer GM-Betriebsrat.
Wegen des Einbruchs auf dem US-Markt wird spekuliert, zwei der „Detroit Three“, GM, Ford und Chrysler, könnten fusionieren, um die Krise gemeinsam zu überleben. Laut Experten verbrennt allein GM pro Monat rund eine Milliarde Dollar, weil die Produktionskapazität nicht schnell genug der sinkenden Nachfrage – vor allem bei großen Autos – angepasst werden kann. Chrysler- Mehrheitsaktionär Cerberus verhandelt bereits mit Daimler über den Kauf der restlichen 20 Prozent, um dann 100 Prozent der Chrysler-Anteile an einen Dritten verkaufen zu können.
Für Chrysler befürchtet die Ratingagentur Standard & Poor’s, dass dem Unternehmen im Laufe des nächsten Jahres das Geld ausgeht. Angesichts der Finanzkrise ist es als fraglich, ob der Private- Equity-Investor Cerberus weiteres Kapital nachschießen kann und will. Deshalb wird offensichtlich fieberhaft nach einer Ausstiegsmöglichkeit gesucht. Die Lösung soll nun ein Unternehmenstausch sein: Während GM das Fahrzeuggeschäft von Chrysler erhält, bekommt Cerberus die restlichen Anteile an der Finanzierungssparte GMAC, die dann mit den Chrysler- Finanzaktivitäten verschmolzen und möglicherweise mit Staatshilfen wieder aufgepäppelt werden kann. Viele Experten sehen deshalb in Cerberus den eigentlichen Gewinner dieses Deals. Dagegen fragen sie sich, was GM vom ebenfalls defizitären Chrysler- Autogeschäft haben sollte.