Stuttgart. Die mit großem PR-Rummel angekündigte Diesel-Initiative führender deutscher Automobilhersteller ist auseinandergebrochen, bevor sie richtig in die Gänge kam. Sowohl Volkswagen als auch Audi werden in Sachen Diesel künftig in den USA wieder eigene Wege gehen und die erst im November 2006 gemeinsam mit DaimlerChrysler unter dem Namen BlueTec gestartete Kampagne nicht fortsetzen. Beide Marken des VW-Konzerns wollen stattdessen wieder zu ihrer eigenen Bezeichnung TDI zurückkehren. "Die Marke TDI ist in den USA stark genug, wir brauchen BlueTec nicht", so ein Audi-Sprecher. Auch Volkswagen verspricht sich durch die Verwendung des Begriffs TDI Vorteile im US-Markt, weil dadurch die eigene Diesel-Kompetenz stärker betont werde.
Ursprünglich wollte die Dreier-Allianz den Begriff BlueTec als Bezeichnung für saubere und sparsame Dieselmotoren verwenden und den Selbstzünder gegen die Hybrid-Fahrzeuge japanischer Hersteller positionieren. Vor allem Hybrid-Pionier Toyota hat es geschafft, die Kombination von Verbrennungs- und Elektromotor im US-Bewusstsein als besonders umweltfreundlich zu verankern. Dagegen spielt der Dieselmotor aufgrund seines schlechten Images im US-Pkw-Markt praktisch keine Rolle.
"Die Idee, den Selbstzünder als BlueTec in den USA anzubieten und dabei den Begriff Diesel zu vermeiden, ist genial", urteilt Automobilexperte Christoph Stürmer vom Marktprognoseinstitut Global Insight. Dagegen hält er die neue Strategie von VW und Audi für riskant: "Es kann passieren, dass die US-Konsumenten die Bezeichnung TDI nicht verstehen beziehungsweise mit den veralteten Dieselmotoren der 70er-Jahre verbinden."
Pikanterweise hat Premiumhersteller Mercedes-Benz, der den Begriff BlueTec erfunden und die anderen Hersteller zu der gemeinsamen Initiative angeregt hat, von Volkswagen und Audi noch keine offizielle Aufkündigung des Bündnisses erhalten. "Wir haben das auch nur in der Presse gelesen", so ein Sprecher. Er betonte jedoch, dass Mercedes weiter an BlueTec festhalte und wie geplant im kommenden Jahr drei Geländewagen mit dieser Technologie auf dem US-Markt einführen wird.
Der Münchner Wettbewerber BMW, der eine Beteiligung an dem Diesel-Bündnis zunächst offengelassen hatte, will nun auf keinen Fall mehr den Begriff BlueTec verwenden. Darunter seien verschiedene Techniken zur Emissionsreduzierung zusammengefasst. "Damit kann BMW seine spezielle Position nicht deutlich genug darstellen", begründet ein Sprecher den Verzicht. Zurzeit werde vielmehr eine "zusätzliche Verkaufsbezeichnung" für Dieselfahrzeuge geprüft, die derzeit nur mit einem "d" auf dem Wagen gekennzeichnet sind.