"The Race is on": Andreas Schäfer von TI über ADAS und die Branchentrends
ADAS-Systeme sind der Schlüssel für automatisiertes Fahren. Auf den Straßen sieht man im Alltag aber davon noch nicht viel. Andreas Schäfer (Texas Instruments) erklärt im "Cockpit Talk", wie OEMs weltweit damit umgehen und was jetzt zählt.
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Keine Frage, kaum ein Thema bewegt die Auto-Industrie aktuell so sehr wie der Kundenwunsch nach sicheren und komfortablen Fahrzeugen und das Geschäftsfeld des vollautonomen Fahrens. Aber wann führen Forschung und Innovation buchstäblich dazu, dass die Sache in Bewegung gerät? Eine Einordnung des technischen Status Quo mit Andreas Schäfer von Texas Instruments und Agnes Lehbrink, Automobilwoche.
Fahrerassistenzsysteme gehören längst zum automobilen Alltag. Was vor wenigen Jahren noch als High-End-Technologie galt, ist heute in vielen Fahrzeugklassen Standard – und ein entscheidender Schritt auf dem Weg zum automatisierten und autonomen Fahren. Die Branche drückt aufs Gaspedal und will Tempo machen, doch die Rahmenbedingungen und Prioritäten unterscheiden sich weltweit.
Während in China der Ausbau rasant voranschreitet (so betreiben im Reich der Mitte laut staatlichen Informationen bereits fünf Firmen 2.300 Robotaxis in 30 Städten), zeigen sich in Europa und den USA unterschiedliche Geschwindigkeiten bei Regulierung, Umsetzung und Akzeptanz. Zwar sind auch die USA wie China ein weltweiter Vorreiter, mit Unternehmen wie Waymo, die bereits Robotaxi-Dienste in Städten wie San Francisco anbieten. Europa hingegen agiert deutlich vorsichtiger: Strenge Regulierungen, komplexe Genehmigungsprozesse und eine eher skeptische Öffentlichkeit bremsen den flächendeckenden Einsatz – Pilotprojekte konzentrieren sich bislang auf einzelne Metropolen und Forschungsinitiativen.
Aber auch in Deutschland ist viel in Bewegung: Die VW-Tochter MOIA präsentierte 2024 in Hamburg den autonomen ID Buzz AD, ein vollautonomes Serien-Robotaxi (SAE Level 4) mit umfassender Sensorik und Management-Software, das ab 2026 im Pilotbetrieb starten soll. Gleichzeitig wurden im Stadtverkehr Tests mit 25 fahrerlosen MOIA-Sammeltaxis durchgeführt – ein deutliches Signal für technologische Dynamik und Mobilitätswandel auch hierzulande. Als global aufgestelltes Unternehmen ist der innovative Technologiekonzern Texas Instruments aber ohnehin Vorreiter und kennt die Automotive-Märkte bestens.

Autonomie in der Mobilität aus Deutschland, die eine Richtung weist: Die Serienversion des ID. Buzz AD von Volkswagen mit längerem Radstand und erhöhter Dachlinie, was das Fahrzeug optimal auf die Anforderungen vollautonomer Mobilitätsdienste zuschneidet und die Basis für künftige Ridepooling- und Shuttle-Angebote im urbanen Raum bietet. In Hamburg als Sammeltaxis bereits im Testeinsatz.
Im aktuellen "Cockpit Talk" der Automobilwoche spricht Redakteurin Agnes Lehbrink mit Andreas Schäfer, General Manager für Advanced Driver Assistance Systems und In-Vehicle Infotainment bei Texas Instruments. Schäfer kennt die Halbleiterbranche aus unterschiedlichsten Perspektiven – von der Produktdefinition über das Marketing bis hin zum Vertrieb. Mit seinem Team arbeitet er an flexiblen und skalierbaren Lösungen, die Sicherheit, Effizienz und Kosten in Einklang bringen sollen.
"The Race is on", sind sich Schäfer und Lehbrink im Interview einig: Level-2-Systeme seien heute längst "Commodity", OEMs würden daher verstärkt nach skalierbaren Plattformlösungen suchen, die Kosten, Energieeffizienz und Integrationsfähigkeit in den Vordergrund stellen. Level 3 und 4, da ist sich der Experte sicher, stehen unmittelbar bevor: Während Deutschland regulatorisch die Weichen gestellt habe, arbeiten die großen deutschen OEM intensiv an der breiten Einführung der L3-Plattform, also der System- und Softwarearchitektur, die für das teilautomatisierte Fahren auf Niveau 3 (L3) konzipiert ist.
So hat Mercedes mit dem DRIVE PILOT als erstes Serienfahrzeug seit dem Frühjahr 2025 in Deutschland das hochautomatisierte Fahren (SAE Level 3) auf die Autobahn gebracht – allerdings nur unter definierten Bedingungen und mit Systemüberwachung. Die Zulassung durch das Kraftfahrt-Bundesamt ist bis 95 km/h erlaubt.

Blick ins Cockpit der neuen Mercedes-Generation mit DRIVE PILOT: Digitale Displays, intuitive Bedienung und vernetzte Systeme prägen das Fahrerlebnis – ein Schritt hin zum Software-definierten Fahrzeug. Für ihr innovatives und kürzlich aktualisiertes System für hochautomatisiertes Fahren haben die Stuttgarter nun die Genehmigung vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) erhalten.
Ein weiteres wichtiges Thema: ADAS präge zunehmend die Markenwahrnehmung – besonders bei jüngeren Käufern. Das Auto wird zum Datencenter auf Rädern mit hohen Anforderungen an Rechenleistung und Sensorfusion. Kameras gelten dabei längst als Standard, der erwartet wird. Radar-Adaptionen hingegen wachsen signifikant. Außerdem gewinnt LIDAR (Engl. für: "Light Detection and Ranging")-Technologie gewinnt zunehmend an Bedeutung. Ein LIDAR kann Entfernungen präzise bestimmen, indem Laserpulse ausgesendet werden und die Zeit gemessen wird, die das reflektierte Licht bis zum Sensor benötigt. So sind sehr exakte 3D-Karten der Umgebung möglich.
Auch die Software-Defined-Vehicle-Architektur verändert die Branche tiefgreifend: Hardware und Software werden zunehmend entkoppelt, Over-the-Air-Updates und Lifecycle-Management zur Pflicht. Entscheidend sei dabei die enge Zusammenarbeit über OEMs, Tier-1 und Tier-2 hinweg, so Schäfer – denn nur im Ökosystem entstehen Lösungen, die den Weg in die Zukunft bereiten.
Alle spannenden Einsichten gibt es im Wortlaut zum Anhören und Anschauen direkt von den Experten – am besten gleich den aktuellen "Cockpit Talk" mit Andres Schäfer anschauen:
Andreas Schäfer, General Manager für Advanced Driver Assistance Systems und In-Vehicle Infotainment beim Halbleiterhersteller Texas Instruments, ist seit über 15 Jahren bei TI tätig und hat in dieser Zeit verschiedene Stationen in den Bereichen Halbleiterdefinition, Produktmarketing, System Engineering und Vertrieb durchlaufen.
Sein Schwerpunkt liegt darauf, gemeinsam mit seinem Team flexible und skalierbare ADAS-Lösungen zu entwickeln, die den Weg für sicherere und zunehmend automatisierte Fahrzeuge ebnen.