"Ziele nicht erfüllt": Warum Auto-Abos ein Markt für Spezialisten sind

Nach dem Hype kommt die Ernüchterung. Die Auto-Abos sind bei Verbrauchern noch nicht der durchschlagende Erfolg. Jetzt ziehen Anbieter Konsequenzen und steigen aus. Doch diesen Vertriebskanal abzuschreiben, ist aus Sicht von Experten voreilig.

Denn der allgemeine Trend hin zu mehr Convenience-Produkten dürfte auch in der Autobranche weiter zunehmen.

Das Auto-Abo war an sich nichts Neues: Einige sahen darin eine Langzeitmiete, andere ein Fullservice-Leasing und Dritte eine gute Ergänzung. Die Angebote unterscheiden sich in der Laufzeit. Der Rest ist in der Regel gleich: In den Kosten ist alles drin abgesehen vom Kraftstoff.

Seit dem Aufkommen hat sich das Auto-Abo-Geschäft stark verändert. Derzeit lässt sich von einer Konsolidierungsphase sprechen. "Auto-Abo-Angebote sind kein Selbstläufer", sagt Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA).

Die Geschäftsmodelle seien komplex aufgebaut und würden nur unter bestimmten Voraussetzungen funktionieren. Das ist ein Grund für die Zweiteilung des Markts.

Spezialisierte Abo-Start-ups wie Finn und Vibe aus Österreich, das derzeit die Expansion nach Deutschland auslotet, bekommen große Summen von Investoren. Andere ziehen sich zurück.

"Die Gewinner werden eher Plattformanbieter sein als Automobilhersteller, Autohäuser oder Versicherer. Denn sie investieren gezielt in kundenzentrierte Geschäftsmodelle, um diese weiterzuentwickeln", sagt Reindl. In anderen Worten: Das Auto-Abo ist kein Geschäft für nebenher, um noch schnell ein paar Euro mitzunehmen.

Der Mineralölriese Shell hat sein im Jahr 2021 gemeinsam mit Fleetpool aufgelegtes "Shell Recharge Auto Abo" Ende vergangenen Jahres eingestellt. Zwar laufen die Verträge weiter, neue Abos gibt es jedoch nicht mehr.

"Das Projekt hatte unsere intern gesteckten Ziele nicht erfüllt", sagt eine Sprecherin. Weitere Pläne gebe es nicht. Der Konzern nennt auch keine Zahlen.

Es ist nicht das einzige Projekt, hinter dem der einstige Vorreiter Fleetpool steckte. Mehr als 10.000 Fahrzeuge umfasste die Flotte. Dazu Marken wie Like2drive und Conqar.

Das Start-up wurde vor knapp drei Jahren vom Mobilitätsdienstleister ALD übernommen. Jetzt bieten die beiden Marken keine Produkte mehr an. Das Unternehmen selbst wollte sich dazu nicht äußern.

Auch der Anbieter ViveLaCar, der einst gemeinsam mit Händlern den Abo-Markt für Autos erobern wollte, ist in seiner ursprünglichen Form verschwunden. Nach der Übernahme durch die Platform Group, die zudem noch die Reste von Cluno erwarb, entwickelte sich das Start-up zurück. Mittlerweile sind die Reste unter dem Namen X-Mobility am Markt.

Laut Reindl sind mehrere Faktoren entscheidend für den Erfolg:

• Skalierung und Angebotsfokus
• Plattform-Exzellenz
• Flexibilität und Transparenz
• Fahrzeugzugang und -logistik als kritische Erfolgsfaktoren bezüglich der betriebswirtschaftlichen Basis.

"Markenvertrauen hilft beim Einstieg, sichert aber keine Langfristnutzung", sagt Reindl. Das gilt sowohl für Dienstleister wie die Versicherung HUK-Coburg, die ihren ursprünglichen Ansatz aufgegeben hat, als auch für Automobilhersteller wie Volvo ("Care by Volvo") und Porsche.

Auch bei der Konzernschwester Volkswagen Pkw ist die Euphorie vorbei. Die Kernmarke hatte ein Gebrauchtwagen-Abo-Modell am Markt. "Allerdings haben wir die Erfahrung gemacht, dass der deutsche Markt für diese Option bedingt bereit ist", sagte jüngst Volkswagen-Deutschland-Chef Achim Schaible.

Dennoch bleiben Abos im Angebot des VW-Konzerns. "Auch wenn sich der Auto-Abo-Markt in den letzten Monaten etwas abgekühlt hat, sehen wir - insbesondere in der Kooperation mit Europcar als Vermietspezialisten - weiterhin interessante Geschäftspotenziale", sagte ein Sprecher von Volkswagen Financial Services.

Wer sich vom Hersteller zum Dienstleister wandeln will, kann auf ein Auto-Abo nicht verzichten. Das weiß auch der Hersteller Toyota, der mit seiner Mobilitätsmarke Kinto ein neues Abo-Angebot gestartet hat. Die Konsolidierung mit dem Aus zahlreicher Anbieter bietet eben auch Chancen für mutige Neueinsteiger.