Die EU-Kommission will Autos ab einem Alter von zehn Jahren einmal jährlich von TÜV & Co. prüfen lassen. Bei Autofahrern kommt das nicht gut an.
Bisher müssen Autos in Deutschland alle zwei Jahre zur Hauptuntersuchung. Einzige Ausnahme sind Neuwagen, die erstmals nach drei Jahren bei TÜV, Dekra, GTÜ oder KÜS vorstellig werden müssen.
Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, will die EU-Kommission Autos ab einem Alter von zehn Jahren jährlich zur Hauptuntersuchung (HU) schicken.
Bei Deutschlands Autofahrern kommt das alles andere als gut an. Das belegt eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Automobilwoche.
Vier von fünf Befragten erklärten, sie bewerteten die jährliche HU für Autos ab zehn Jahren negativ. Fast drei Viertel sehen das Vorhaben sogar "sehr negativ".
Zustimmung äußerten hingegen gerade einmal zwölf Prozent der Autofahrer. Der Befund kommt wenig überraschend, da die Kosten für die zusätzliche Untersuchung von den Autofahrern selbst zu tragen wären.
Die Gebühren belaufen sich nach Angaben des ADAC pro HU auf durchschnittlich 90 Euro (Die Preise variieren je nach Prüfdienst und Bundesland). Diese Kosten dürften zudem vor allem auch einkommensschwächere Haushalte treffen, die sich kein jüngeres Auto leisten können oder wollen.
Gerade auch vor diesem Hintergrund lehnt etwa der Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) die zusätzliche Prüfung ab.
"Die Kosten im Straßenverkehr für Autofahrerinnen und Autofahrer sind schon jetzt immens hoch – und die Halter müssten auch diese HU-Kosten tragen. Deshalb lehnen wir eine jährliche HU-Pflicht für ältere Autos auch im Sinne des Verbraucherschutzes ganz klar ab", sagt ZDK-Vizepräsident und Bundesinnungsmeister Detlef Peter Grün.
Darüber hinaus gewährleiste die HU in ihrer derzeitigen Form ein hohes Maß an Sicherheit. Pauschale Altersregelungen, die Wartungsqualität und Fahrzeugzustand ignorieren, brächten "keinerlei Mehrwert".
Das sieht der ADAC ähnlich: Eine Verkürzung der Prüfintervalle sei „nicht angemessen und nicht notwendig“. Ob die jährliche HU kommt, ist noch ungewiss – die Vorschläge der EU-Kommission brauchen die Zustimmung der EU-Staaten und des EU-Parlaments.
Zustimmung kommt hingegen von den Prüforganisationen. Diese verweisen darauf, dass ältere Fahrzeuge erheblich mehr sicherheitsrelevante Mängel aufweisen als junge Autos.
Laut dem aktuellen TÜV-Report von November 2024 fällt etwa ein Viertel der Fahrzeuge ab zehn Jahren wegen "erheblichen Mängeln" durch die HU. Bei zwei bis dreijährigen Autos sind es nur rund sechs Prozent.
"Eine jährliche Hauptuntersuchung von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen, die älter als zehn Jahre sind, trägt zur Sicherheit im Straßenverkehr bei", erklärte Richard Goebelt, Bereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband.
Daneben würde sich die jährliche HU an alten Autos für die Prüfdienste auch finanziell lohnen. Laut einer Berechnung der Automobilwoche brächte diese pro Jahr deutschlandweit rund eine Milliarde Euro ein.
