BYD kommt beim Netzausbau schnell voran. Vor allem Stellantis-Händler zeigen sich offen für die chinesische Marke. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Einigkeit: Peter Gerards (Ruhrdeichgruppe) und Lars Bialkowski (BYD) mit Sascha Lenzen, Marc Frimmersdorf, Markus Allmang und Sascha Heinz (alle Ruhrdeichgruppe; v.li.).
Stellantis-Händler wenden sich zunehmend dem Wettbewerber BYD zu. Mit der Duisburger Ruhrdeichgruppe nimmt der nächste Top-100-Händler die chinesische Marke in sein Portfolio auf.
Die Autohausgruppe verkauft die chinesischen Modelle gleich an vier Standorten – in Duisburg, Gelsenkirchen, Krefeld und Mülheim an der Ruhr. Neben den Stellantis-Marken Opel, Peugeot, Citroën und Leapmotor vertreibt die Ruhrdeichgruppe auch Kia.
Peter Gerards, Inhaber der Ruhrdeichgruppe, lobt das BYD-Angebot. "Das Preis-Leistungsverhältnis ist gut und zukünftig werden ein Großteil der in Europa verkauften BYD-Fahrzeuge auch in Europa gebaut." Er sei von der Zukunftsfähigkeit der Marke BYD überzeugt, sie werde sich nachhaltig in Deutschland etablieren.
Dabei spielen die Händler eine wichtige Rolle. "Uns wurde ein ordentliches und transparentes Margensystem vorgelegt", so Gerards. "Deshalb glauben wir an
eine langfristige, profitable und erfolgreiche Zusammenarbeit."
Die Ruhrdeichgruppe mit fast 400 Mitarbeitern und rund 8.000 verkauften Fahrzeugen im vergangenen Jahr ist kein Einzelfall. In den vergangenen Wochen haben diverse Stellantis-Händler die chinesische Marke in ihr Portfolio aufgenommen.
Allein in den ersten zwei August-Wochen entschieden sich neben der Ruhrdeichgruppe folgende Stellantis-Partner für BYD:
"Ich gehe davon aus, dass sich in den nächsten Wochen und Monaten weitere Stellantis-Partner für die Marke BYD entscheiden", sagt ein Händler. Ein Beispiel: Die Rahenbrock-Gruppe, mit insgesamt rund 200 Millionen Euro Umsatz einer der großen Stellantis-Partner, startet laut Onlineauftritt mit BYD Ende August.
Diese Entwicklung ist wenig überraschend: Seit Juni 2025 ist Lars Bialkowski als BYD Country Manager für Deutschland zuständig. Er kam von Stellantis, wo er Ende des vergangenen Jahres als Deutschlandchef ausgeschieden ist. Entsprechend gut kennt er die Situation in den Händlernetzen der Stellantis-Marken. Hier herrscht viel Unzufriedenheit.
Ein Beispiel: Die Neuzulassungen von Opel haben sich in den vergangenen zehn Jahren nahezu halbiert. Während das KBA im Jahr 2016 noch knapp 250.000 Pkw-Neuzulassungen zählte, waren es in den vergangenen Jahren meist weniger als 150.000 (Ausnahme: 162.000 Pkw-Neuzulassungen im Jahr 2021).
Das kommt den neuen Marken aus China gerade recht, zumal es sich um etablierte Handelsgruppen mit viel Erfahrung handelt. Sie besitzen viel Vertriebs-Know-how, insbesondere im Volumenmarkt, in den BYD drängt.
Mit zunehmendem Erfolg: In den ersten sieben Monaten dieses Jahres zählte das Kraftfahrt-Bundesamt knapp 7.500 Neuzulassungen von BYD-Modellen – ein Plus von mehr als 400 Prozent. Damit rückt BYD dem Konkurrenten MG, der mit 13.500 Neuzulassungen zwar nahezu doppelt so stark war, aber einen Rückgang von mehr als zehn Prozent hinnehmen musste, zunehmend näher.
Und BYD will weiter aufdrehen. Aktuell verfügt BYD in Deutschland über rund 30 Vertriebsstandorte, bis Jahresende sollen es 120 werden. Auf einer Händlerveranstaltung in Sinsheim gab BYD mit Europa-Chefin Maria Grazia Davino bekannt, bis Ende des Jahrzehnts sogar 400 bis 500 Standorte mit rund 200 Händlern anzustreben.
