Range Extender: Sorgt China für ein Comeback in Deutschland?

Eigentlich ist ihre Zeit in Deutschland vorbei, doch stehen sie vor einem Comeback: Elektroautos mit Range Extender (EREV - Extended Range Electric Vehicle). Die Reichweitenverlängerer sollten den Fahrern von E-Autos die Angst vor dem Liegenbleiben nehmen. Zumindest in Deutschland hat die Technologie sich jedoch bisher nicht durchgesetzt.

Das könnte sich nun ändern: "Um die Elektromobilität voranzubringen, ist den Chinesen jedes Mittel recht. Auch eine klassische Brückentechnologie", sagt Eric Haase, Managing Director des Marktanalysten Jato Dynamics in Deutschland. "Und sie werden ihre neuen EREVs bald sicher auch in anderen Teilen der Welt anbieten."

So bietet Leapmotor seit April sein SUV C10 auch mit Range Extender an (C10 REEV). Damit kommt das SUV auf eine Reichweite von mehr als 970 Kilometern, davon knapp 150 Kilometer elektrisch.

Die Hoffnungen sind groß: "Wir sind der erste chinesische Hersteller, der mit dieser Technologie auf den deutschen Markt kommt", sagt Tianshu Xin, CEO von Leapmotor International, der Automobilwoche.  "Wir gehen davon aus, dass jeder zweite in Europa verkaufte C10 einer mit Reichweitenverlängerer sein wird."

Leapmotor kann auf die Erfahrungen in seinem Heimatmarkt zurückgreifen. Dort kommt der Range Extender gut an. Im Konzern spricht man beim Range Extender gar vom Gamechanger, schließlich vereine die Antriebstechnologie die Vorteile von Elektro und Verbrenner.

In China erlebt die Technologie – bei der ein kleiner Verbrennungsmotor einen Generator antreibt. der die Batterie auflädt –  einen Aufschwung. Seit 2021 hat sich der Marktanteil verzehnfacht und beträgt aktuell fünf Prozent, Tendenz steigend. 

"Im Jahr 2024 konnte China bereits eine Million EREV-Zulassungen verzeichnen", sagt Haase. "Das ist ein Wachstum von sagenhaften 72 Prozent gegenüber dem Vorjahr."

Der Absatz von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ist seit 2019 dagegen von fast 92 auf gut 42 Prozent Marktanteil gesunken.

In Deutschland ist davon bislang nichts zu spüren. Laut Jato Dynamics wurden in Deutschland 2019 gerade einmal 265 Fahrzeuge mit Range Extender zugelassen, dabei lag der Gesamtmarkt bei mehr als 3,2 Millionen Pkw. In den Folgejahren waren es sogar noch weniger.

Das lag nicht zuletzt an der Geschichte der Antriebstechnologie: Opel brachte 2012 mit dem Ampera eines der ersten EREVs auf den deutschen Markt. Er konnte bis zu 80 Kilometer rein elektrisch fahren, dann sprang ein Benzinmotor an und lieferte Strom für weitere 500 km. In fünf Jahren verkaufte der Hersteller rund 1500 Exemplare.

Ein Jahr später kam BMW mit dem i3 Range Extender. Die Modellvariante mit dem Reichweitenverlängerer wurde keine fünf Jahre später wieder eingestellt. Der i3 lief als reines E-Auto noch jahrelang weiter.

Letztes Jahr rollten laut Jato Dynamics gut 1100 neue Modelle mit Range Extender auf deutsche Straßen. "Gemessen an den mehr als 1,3 Millionen Elektrofahrzeugen, die 2024 bei uns zugelassen wurden, ist das allerdings nichts. Das sind nicht einmal 0,1 Prozent", so Haase.

Ob der Range Extender auf dem deutschen Markt ankommt, dürfte ganz entscheidend von Volkswagen abhängen. In Wolfsburg entdeckt man den Reichweitenverlängerer zunehmend. In China präsentierte der Wolfsburger Autobauer jüngst den EREV-Studie ID.Era, die zusammen mit SAIC entwickelt wurde.

Zwar ist der ID.Era ausschließlich für China vorgesehen, doch die Technologie könnte den Weg nach Europa finden. In Wolfsburg scheint man sich uneins über die Erfolgschancen: VW-Vertriebs-Chef Martin Sander bestätigte auf der Messe in Schanghai, dass VW die Technologie auch in Europa einführen will.

Kurz später äußerte sich VW-Markenchef Thomas Schäfer zurückhaltend. VW hätte bereits ein gutes Angebot an Hybriden in Europa, der Range Extender sei eher nicht nötig, wenn man Plug-ins habe. Die Technologie spaltet nicht nur die Branche.