Die Wahl-Gruppe war einer der größten Renault-Händler. Dann kam die Trennung. Die Siegener mussten sich in kurzer Zeit neu erfinden. Auf welche Marken sie jetzt setzen.
Neu in der Wahl Group: Die beiden Stellantis-Marken Peugeot und Citroën verkauft der Händler nun auch in Siegen.
Für die Wahl-Group war es ein Wettlauf gegen die Zeit. Durch das Aus bei Renault brach dem Siegener Händler ein Großteil seines Neuwagenabsatzes weg. Innerhalb weniger Monate musste sich die Autohausgruppe neu aufstellen.
"Zehn neue Marken in 18 Monaten zu implementieren ist eine Mammutaufgabe, aber eine einzigartige Chance im heutigen Umfeld", sagt Christophe Mittelberger, Geschäftsführer des zur Gruppe gehörenden Tochterunternehmens Horst Wahl.
Dabei halfen dem Händler die aktuellen Rahmenbedingungen. Viele Importeure ordneten ihre Netze neu. "Im Jahr 2023 waren 14 Netze gekündigt. Das war für die Wahl-Group eine einmalige Chance, sich neu aufzustellen", so Mittelberger. Das Zeitfenster stand rund eineinhalb Jahre lang offen.
Neben der Zeit gab es weitere limitierende Faktoren. Jeweils rund ein Drittel des Markts decken die drei deutschen Premiumhersteller und die Marken des Volkswagen-Konzerns (ohne Audi) ab. In diese Netze zu kommen, ist schwierig. "Wer sich neu aufstellen will, dem bleibt etwa ein Drittel des Marktes, das sich 40 Marken teilen", sagt Mittelberger.
Allein aus dem Stellantis-Konzern kamen sechs Marken hinzu, plus Mazda und Kia sowie die chinesischen Marken Xpeng, MG und Maxus. "Chinesische Marken sind keine Gamechanger, aber in der heutigen Automobilwelt nicht mehr wegzudenken. Sie bieten aber für Händler gute Chancen", so Mittelberger. Zu den Pluspunkten gehören realistische Anforderungen, gute Produkte und ein respektvoller Umgang: "Sie wollen mit dem Handel gemeinsam groß werden."
Zuvor war die Autohausgruppe mehr als 60 Jahre Renault-Partner in Deutschland, verkaufte noch im Sommer 2024 an 13 Standorten Renault und Dacia und war die Nummer zwei im deutschen Renault-Netz.
In den vergangenen Jahren kam knapp die Hälfte der Neuwagen, die Wahl verkaufte, von dem französischen Hersteller. Dann stieg Wahl zwischen Mai und Oktober des vergangenen Jahres stufenweise aus – sowohl im Verkauf als auch im Service.
"Wir waren schnell wieder auf einem ähnlich hohen Absatzvolumen", sagt Mittelberger rückblickend. Im vergangenen Jahr verkaufte die Autohausgruppe 17.375 Fahrzeuge, davon 9670 Neuwagen. Damit landete sie im IfA-Ranking unter den Top-30-Händlergruppen in Deutschland.
Nun setzt Wahl wieder auf Expansion. Im Januar übernahm die Gruppe den Limburger Renault-Partner Autohaus Staffel. An dem Standort verkauft der Händler nun Kia, Citroën und MG. Im März folgte die Übernahme des Renault-Partners Autohaus Most in Mainz. Seit Anfang Mai verkauft die Wahl-Group hier Mazda.
Statt sich auf die Hersteller zu verlassen, will Mittelberger künftig das eigene Profil als Marke stärker in den Vordergrund rücken. "Sie ist für einen Händler mindestens genauso wichtig wie die Herstellermarke", ist der ehemalige Dacia-Deutschland-Chef überzeugt.
"Über die eigene Marke bieten wir den Kunden Mobilitätslösungen an und eine große Auswahl an Möglichkeiten, die sich von der Monokultur der einzelnen Herstellermarken unterscheiden."
Nur wenn der Kunde das Angebot mit dem Namen der Handelsgruppe assoziiert, könne der Händler die Kontrolle über sein Vertriebsgebiet haben. Ein entscheidender Faktor bei der Kommunikation: Hier gilt es, die Wahl-Gruppe, die Herstellermarke, das Modell und das Angebot kommunikativ in einen Einklang zu bringen.
"Für einen Händler ist es entscheidend, geschlossene Gebiete zu haben. Hier darf es keine Löcher geben", sagt Mittelberger. So stärke er auf Dauer seine Bekanntheit und biete den Kunden immer die richtige Nähe an, gepaart mit einem üppigen Angebot an Fahrzeugen und Service-Leistungen.
Für Mittelberger war der Neustart der richtige Weg: "Betrachte ich die Rentabilität pro Quadratmeter, die unsere aktuellen Marken uns ermöglichen, freue ich mich jeden Tag über unsere Neuausrichtung."
