Nach dem Aus von Heycar: Mobile.de und Autoscout24 sind fast ohne Konkurrenz

Bereits in den vergangenen Jahren war Heycar schon kräftig geschrumpft. Nun zieht Volkswagen Financial Services (VWFS) die Konsequenzen und nimmt die Gebrauchtwagenplattform vom Markt.

„Die Anteilseigner haben entschieden, Heycar nicht weiter mit Finanzmitteln auszustatten“, bestätigte ein VWFS-Sprecher auf Anfrage der Automobilwoche. Bereits Mitte Mai ist in Deutschland Schluss, Großbritannien folgt einige Wochen später, und in Frankreich muss die VW-Tochter noch arbeitsrechtliche Aspekte klären. 

Das Aus trifft 126 Mitarbeiter, davon 26 in Deutschland. Zu Hochzeiten waren bei Heycar rund 450 Mitarbeiter beschäftigt.

Damit scheidet der größte Wettbewerber der Platzhirsche Mobile.de und AutoScout24 aus. Es ist nicht die erste Aufgabe: Schon Anfang des Jahres hatte die AVAG ihre Plattform Alles.Auto vom Netz genommen.

"Wir hätten uns für Alles.Auto natürlich eine andere Entwicklung gewünscht, aber die Plattform hat sich nicht so entwickelt wie erhofft“, sagt Vorstandssprecher Roman Still.

Bereits zuvor hatte andere Anbieter das gleiche Schicksal ereilt. Mitte des vergangenen Jahres schlitterte Instamotion, bei der jahrelang der Versicherungskonzern Allianz engagiert war, in die Insolvenz. Im Frühjahr 2023 zog der chinesische Anbieter YesAuto bei seiner Plattform den Stecker.

Bleiben noch Santander (autobörse.de) und BDK (JuhuAuto). Bei den Finanzinstituten ist das Plattform-Angebot aber eher eine Ergänzung der eigentlichen Geschäftstätigkeiten.

Kostspieliger Faktor ist der Markenaufbau. Allein ins Marketing von Heycar soll jedes Jahr ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag geflossen sein. Früheren Medienberichten zufolge investierte die VW-Tochter 300 Millionen Euro in die Plattform. Dennoch kam Heycar beim Verbraucher zu wenig an.

Neben dem Markenaufbau war die falsche Einschätzung der E-Commerce-Entwicklung ein weiterer Grund. Zudem hatte sich VWFS mehr Unterstützung von den Vertriebspartnern erhofft.

Doch die Händler wandten sich bald ab. "Zum Start waren natürlich alle Händler froh, dass es eine weitere Alternative gab", sagt Alexander Sauer-Wagner, Geschäftsführer des VW- und Audi-Partnerverbands (VAPV). "Aber dann ging die Rechnung nicht auf."

Das Gebrauchtwagengeschäft war im Rahmen der Agenturumstellung ein Streitthema. Händler fürchteten, dass VWFS stärker in die Eigenvermarktung einsteigen würde, nicht zuletzt, weil die VW-Finanztochter sich zum Ziel gesetzt hatte, Europas größte Gebrauchtwagendrehscheibe zu werden.

Sie fürchteten um ihre eigenen Geschäfte. Im März 2023 ging der VAPV eine Kooperation mit AutoScout24 ein. Seit Jahresanfang ist Ex-VAPV-Chef Dirk Weddigen von Knapp für AutoScout als Senior Adviser aktiv.

Händlern bleibt fürs Gebrauchtwagengeschäft das Duopol von Mobile.de und Auto-Scout24. "Als Händler freuen wir uns natürlich über Wettbewerber", sagt Sauer-Wagner. "Die beiden Plattformen nutzen ihre Situation aus und haben in den vergangenen Jahren in kurzen Abstanden ihre Preise erhöht."