Handel gegen Handwerk: Verband ZDK droht Spaltung

Der Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) steht vor einer Zerreißprobe: Die im Lobbyverband zusammengeschlossenen Teile Handwerk und Handel streiten über die Zukunft der Abgasuntersuchung.

Verbandsinsider berichten, dass die Abgasuntersuchung wohl nur der Auslöser ist. Im Hintergrund geht es auch um die Finanzierung des Verbands und die Machtverteilung in der Organisation. Kommt es zur Trennung, droht dem Verband nach außen eine massive Schwächung.

Vertreter der Organisation fürchten, dass dies einige Landesverbände und Innungen (vorwiegend Handwerk) in Kauf nehmen, um sich gegenüber den Fabrikatsvertretern (Handel) zu profilieren. Der ZDK vertritt derzeit mehr als 36.000 Betriebe, dazu gehören rund 22.000 freie Werkstätten und mehr als 14.000 Markenbetriebe. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen aufgrund der unterschiedlichen Interessen.

Die Mitglieder des zum ZDK gehörenden Zentralverband des Kfz-Handwerks (ZVK) mit Präsident Detlef Peter Grün (ZDK-Vize) haben sich für eine eigene Hauptgeschäftsstelle entschieden, um den von der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkks) gemachten Vorgaben für die Abgasuntersuchung zu genügen. Nun fürchten viele die Spaltung des Verbands.

Schon jetzt ist eines klar: Der Verband steht wohl vor der größten Krise seit rund zwei Jahrzehnten. 2006 trat der damalige ZDK-Präsident Rolf Leuchtenberger zurück, sonst wäre es wohl zur Spaltung des Verbands gekommen. Sein Nachfolger Robert Rademacher hatte alle Hände voll zu tun, den Verband wieder zusammenzuführen.

Rademacher hat sich nun gemeinsam mit Jürgen Karpinski, beides ZDK-Ehrenpräsidenten, eingeschaltet und gemeinsam mit dem amtierenden Präsidenten Arne Joswig einen offenen Brief geschrieben, um die Zweiteilung zu verhindern.

„Dies würde dazu führen, dass das Kfz-Gewerbe zu dem Zustand von vor 1978 zurückkehrt, als zwei unabhängige Organisationen für den ZVK und ZDK sprachen“, heißt es in dem Brief.

Die Folge wäre aus ihrer Sicht ein erheblicher Schaden: „Wir teilen und schwächen uns selbst, und das völlig unnötig.“ Die Herausforderungen der Zukunft könne der Verband nicht mit den Rezepten von gestern meistern.

Dem tritt Frank Mund, Präsident Kfz-Landesverband NRW, entgegen. Es gehe gar nicht um eine “Spaltung”. „Der ZVK bleibt weiter Mitglied im ZDK, der Branchendachverband bleibt. Wir brauchen eine klare Konturierung der Arbeitsstrukturen: klare Aufgabenbeschreibungen für beide Geschäftsstellen.“

Es geht um die sogenannte AÜK, die Akkreditierte Überprüfung im Kfz-Gewerbe. Will ein Betrieb hoheitliche Untersuchungen wie die Abgasmessung durchführen, muss er entsprechende Vorgaben erfüllen und bei der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkks) gelistet sein.

Einzelakkreditierungen sind aufwändig und teuer, deshalb hat der Verband die AÜK ins Leben gerufen. Allerdings war die DAkks mit der Aufstellung nicht zufrieden und mahnte Änderungen an, so bemängelte die Behörde die gemeinsame geschäftliche Verflechtung von ZDK und ZVK samt Doppelfunktionen bei der AÜK.

Die Abgasuntersuchung dient vielen Betrieben zur Kundenbindung. Vor allem freie Werkstätten nutzen die vom Verband angebotene AÜK, aber auch große Autohäuser, wenn sie die Aufgaben nicht an Überwachungsorganisationen abgegeben haben.

„Die Kritik an der AÜK ist wichtig und gerechtfertigt, hier hätte man als Verband schneller handeln müssen“, sagt ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn, geschäftsführender Gesellschafter der Autohaus-Liebe-Gruppe. „Aber jetzt nutzen einige Landesverbände das Thema als Vorwand, um den ZDK zu spalten.“

Peckruhn ist in seiner Funktion als ZDK-Vize nicht nur Sprecher der Fabrikatsgruppe, sondern zugleich auch Präsident beim Kfz-Landesverband Sachsen-Anhalt und Obermeister der Kfz-Innung Sangerhausen. Er ist also auf allen Ebenen des Verbandes aktiv.

„Um die AÜK zu retten, ist keine Trennung von ZDK und ZVK notwendig. Die Akkreditierungsstelle hat klargestellt, dass die Geschäfte nicht von einer Person geführt werden dürfen“, so Peckruhn. „Hier hätte es auch andere Lösungen gegeben, wie vom ZVK in Auftrag gegebene Optionen gezeigt haben.“

Demnach hat Joachim Bloehs, Rechtsanwalt mit Arbeitsschwerpunkt Akkreditierungsrecht, im Auftrag des Verbands das Thema analysiert.  Der Gutachter hat sich drei Optionen im Umgang mit der geforderten Unabhängigkeit der AÜK angeschaut.

Eine Möglichkeit: eine eigene AÜK-Geschäftsstelle unter dem Dach von ZDK/ZVK. Die nun gewählte Option kam wohl erstmals offiziell bei der Veranstaltung ins Spiel.

Die Verärgerung ist zum Teil groß. „Das ist sicherlich nicht nur aus meiner Sicht ein offener Affront gegenüber Präsident Arne Joswig und Hauptgeschäftsführer Kurt Scheel“, so ZDK-Vize Peckruhn. Joswig ist seit 18 Monaten im Amt, seither krempelt er den Verband um. Er habe viel bewegt, so Peckruhn, „mir ist nicht verständlich, wie man ihn nun so desavouieren kann.“

Der ZDK-Präsident versucht, die Wogen zu glätten. „Jetzt müssen alle Sorgen auf den Tisch und ausdiskutiert werden. Nur so können wir eine gemeinsame Lösung finden“, sagt Joswig.

Als Präsident sei es seine Aufgabe zwischen den beiden Parteien eine Lösung zu finden. „Hier kommt am Ende eine Lösung raus, die wird keinem zu 100 Prozent gefallen, aber bietet die Chance, alle mitzunehmen.“

Aus Verbandskreisen war zu hören, dass die beiden großen Landesverbände Nordrhein-Westfalen und Bayern hinter der Aktion stecken und gemeinsam mit einigen kleineren Länder-Vertretungen eine Mehrheit zustande gebracht hätten.

Dem tritt Mund entgegen: Der Vorschlag sei aus der Mitte der Landesverbände gekommen. „Das klare Ergebnis der Abstimmung über die beste Lösung war kein Zufallsprodukt, sondern spiegelte die sorgfältige Analyse und Meinungsbildung im Vorfeld wider.“ Bayern und NRW hätten selbst zusammengenommen gar nichts entscheiden können.

Der Streit zwischen Innungen und Landesverbänden sowie Fabrikatsverbänden um Finanzierung und Machtverteilung ist nicht neu. Neu ist, wie die Auseinandersetzung geführt wird und welche Risiken die Mitglieder des Kfz-Gewerbes in Kauf nehmen.