Weller, Moll, Kummich: BYD gewinnt zügig neue Händler

Der chinesische Autohersteller BYD kommt beim Hochlauf seines deutschen Vertriebsnetzes zügig voran. Dabei setzen die Chinesen weiterhin bevorzugt auf große Autohausgruppen. Jüngster Partner ist die Autohausgruppe Weller. Diese plant vier Vertriebs- und Servicestandorte in Osnabrück, Bad Salzuflen Hamburg-Harburg sowie Hamburg-Bergedorf. 

"Als Handelsgruppe mit einem klaren Fokus auf Zukunftsfähigkeit sehen wir in der Marke eine konsequente und strategisch passende Ergänzung zu unseren bestehenden Marken", erklärte der geschäftsführende Gesellschafter Burkhard Weller. Er sei überzeugt, dass BYD sich auf dem deutschen Markt langfristig erfolgreich etablieren werde.

Das sehen auch andere Branchengrößen so: Kurz zuvor gab BYD seine Partnerschaft mit einem weiteren Top-20-Autohändler bekannt: Die Düsseldorfer Moll-Gruppe wird zunächst einen Standort in Heerdt eröffnen.

Die Modelle überzeugten nicht nur durch Ausstattung und Verarbeitung, sondern auch "durch attraktive Konditionen und wettbewerbsfähige Leasingraten", begründete der geschäftsführende Gesellschafter Timm Moll seine Entscheidung. 

Hinzu kommt außerdem noch die Autohausgruppe Kummich – ebenfalls eine der größten deutschen Autohausgruppen – die gleich fünf Verkaufsstandorte und zusätzlich zwei Servicepunkte in Bayern und Baden-Württemberg eröffnen will.

Das Tempo, mit dem BYD neue Partner präsentiert, ist auch notwendig: Aktuell steht BYD in Deutschland noch bei 30 Vertriebsstandorten, bis Jahresende sollen es 120 werden.

Langfristig sind die Pläne sogar noch umfassender: Auf einer Händlerveranstaltung in Sinsheim mit Europa-Chefin Maria Grazia Davino gab BYD bekannt, bis Ende des Jahrzehnts sogar 400 bis 500 Standorte mit rund 200 Händlern erreichen zu wollen. Zum Vergleich: BMW hat derzeit rund 400 Standorte – bei einem Marktanteil von 8,5 Prozent im ersten Halbjahr 2025.

Das schnelle Wachstum ist nicht ganz ohne Risiko: Hält die Kundennachfrage nicht mit dem Wachstum im Händlernetz Schritt, droht das Netz mangels Ertragsaussichten auch schnell wieder auseinanderzubrechen.

Ob die nötigen Absatzsprünge gelingen, muss sich noch zeigen. Zwar liegen die BYD-Neuzulassungen zum Halbjahr 426 Prozent im Plus (6300 Fahrzeuge), doch das Ausgangsniveau 2024 war denkbar niedrig.

Zudem sind die Neuzulassungen mithilfe von Eigenzulassungen der Händler sowie durch Geschäfte mit Vermietern und Auto-Abo-Anbietern gestützt worden. Im ersten Halbjahr entfielen 37 Prozent der BYD-Zulassungen auf Händler und ein Viertel auf den Vermieter-Kanal. Und erst kürzlich gab BYD einen Deal mit dem Auto-Abo-Anbieter Finn bekannt, wonach dieser binnen zehn Monaten bis zu 5000 Fahrzeuge abnimmt.

Darüber hinaus sind nicht alle Experten überzeugt, dass das Marktpotential von BYD in Deutschland ein Netz von 400 bis 500 Standorten hergibt.

Das mögliche Potenzial chinesischer Hersteller insgesamt liege in Deutschland in etwa auf dem Niveau koreanischer und japanischer Hersteller, sagte Professor Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA), unlängst der Automobilwoche. "Ich gehe davon aus, dass das Marktpotenzial angesichts der einheimischen Konkurrenzmarken und -produkte begrenzt ist", so Reindl. 

Koreanische und japanische Marken bewegten sich in Deutschland 2024 zwischen 5,9 und 8,6 Prozent Marktanteil. Das wäre in etwa das Niveau, das chinesische Marken derzeit schon in Großbritannien erreichen.

Arthur Kipferler, Partner und Managing Director bei Berylls by AlixPartners ist etwas optimistischer: "Ich kann mir vorstellen, dass chinesische Marken in Deutschland perspektivisch auf einen Marktanteil von 15 Prozent kommen." Das werde aber noch eine Weile dauern und hänge auch von der Entwicklung der Zölle ab. 

Auch manchem Händler ist ein Netz mit 500 Standorten nicht ganz geheuer. Das sei völlig überdimensioniert, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Ob es wirklich so kommt, ist aber ohnehin noch völlig offen – bis dato sind es ja erst 30 Standorte.