Die Preise sind günstiger als im Markenhandel und Ware ist vorhanden. Dennoch bleibt der Graumarkt in der Krise stecken.
Der Graumarkt läuft nicht wie vor den Krisen-Jahren.
Parallelimporte waren für Autohändler lange ein gutes Geschäft, doch der Verkauf wird zunehmend schwierig: Erst fehlten die Fahrzeuge, jetzt die Kunden. „Die allgemeine Lage ist für uns immer noch nicht rosig“, sagt August Schürenstedt, erster Vorsitzender beim Bundesverband freier Kfz-Importeure (BfI).
„Bei Elektroautos bekommen wir die große Kaufzurückhaltung der Verbraucher zu spüren. Bei normalen Verbrenner ist zwar das Interesse da, aber es ist schwierig an Fahrzeuge zu kommen.“
Die Aussichten auf die nächsten Monate sind trübe. „Für uns wird 2024 zu einem weiteren angespannten Jahr“, sagt Schürenstedt. Er rechne mit keiner großen Erholung. „Bei Verbrennern könnte es etwas besser werden, aber die Situation bei Elektroautos bleibt schwierig. Unsere Mitglieder machen hier keine großen Investitionen.“
Denn bei jedem Fahrzeug, das die Importeure auf eigene Rechnung aus dem Ausland holen, gehen sie ins Risiko. Fehlt die Nachfrage, bleiben sie darauf sitzen. Da gibt es keine Unterschiede zu Vertragshändlern.
Zwar trifft die Kaufzurückhaltung die gesamte Branche, einzelne Hersteller jedoch besonders. „Ganz schlimm ist es bei Mercedes, hier werden kaum noch Elektroautos verkauft und wenn, dann nur mit sehr hohen Rabatten“, so Schürenstedt.
Etwas mehr Interesse zeigen Verbraucher bei Benzinern und Diesel. „Bei den Marken des Volkswagen-Konzerns läuft mit Verbrennermodellen ein wenig, aber das reicht nicht zum Jubeln“, sagt der BfI-Vorsitzende. „Die Zuteilungen der Hersteller für Länder, die für uns preislich interessant sind, ist sehr knapp. Wo es niedrige Preise gibt, wird nicht genug geliefert.“ Für Reimporteure sind nur einige Länder interessant, vor allem die osteuropäischen Länder und Skandinavien.
Der Blick in andere Länder ist notwendig. Doch das ist zum Teil mit hohen Risiken verbunden. Das zeigt auch der Streit zwischen Volkswagen und Gregory Brudny. Der Berliner Gebrauchtwagenhändler will in Deutschland 22 ID.6 verkaufen. Volkswagen stellt das Elektro-SUV in China her, verkauft es aber nicht in Deutschland. Das will der Konzern verhindern. Derzeit streiten die beiden Parteien vor dem Oberlandesgericht in Hamburg. Mitte Juni soll die Entscheidung fallen.
Das Risiko wird verstärkt durch die allgemeine Nachfrageflaute: „Wir haben Kontakte zu chinesischen Herstellern, aber sie kommen in erster Linie mit Elektroautos nach Europa“, so Schürenstedt. Doch gerade bei Elektroautos ist die allgemeine Nachfrage besonders schwach.
Den Graumarkt-Händler haben bereits eine längere Durststrecke hinter sich. Erst die Corona-Pandemie und vor allem die Lieferknappheit setzte den Unternehmen zu. „Die vergangenen Jahre waren hart“, sagt Schürenstedt. Allerdings blieb die befürchtete Insolvenzwelle aus. „Wir hatten unter den freien Kfz-Importeure einige Insolvenzen, aber ein Großteil der Unternehmen existiert noch.“
