Audi in Deutschland: Nach dem Ende des Agenturmodells geht es wieder aufwärts

So groß die Unruhe und die Probleme bei Audi im wichtigen deutschen Heimatmarkt zuletzt waren, so geräuschlos hat der Hersteller dort unter der Leitung des neuen Deutschland-Vertriebschefs Yves Becker-Fahr nun offenbar die Kehrtwende eingeleitet: Die Auftragseingänge ziehen wieder an und das gescheiterte Agenturmodell wurde erfolgreich im Eilverfahren beerdigt.

Vertriebsvorstand Marco Schubert hatte das Aus für die Agenturpläne der Ingolstädter wenige Wochen nach seinem Amtsantritt im September 2024 eingeleitet.

Dass der schnelle Exit gelang, war keine Selbstverständlichkeit: Infolge der vertraglich vereinbarten Kündigungsfrist wäre der Wechsel eigentlich erst Anfang 2026 möglich gewesen. Für einen vorgezogenen Wechsel war die Zustimmung von 100 Prozent der Händler erforderlich.

Händler berichten, dass diese noch Mitte Juni auf der Kippe stand. Am Ende klappte es doch. "Es ist mir selbst ein Rätsel, wie Audi es geschafft hat, dass alle Händler zustimmen", kommentiert der Chef einer der größten deutschen Autohausgruppen.

Audi zeigt sich überaus zufrieden. "Wir ziehen eine äußerst positive Bilanz", so eine Sprecherin. Die Umstellung habe prozessual und systemseitig funktioniert, man habe ab dem ersten Tag alle Kundenbestellungen im Händlermodell annehmen können. "Die Umstellung lief reibungslos", lobt auch der Händler. "Es ist gut, dass es geklappt hat."

Auch mit der Vergütung zeigt er sich einverstanden – die künftige Händlermarge entspricht nach Angaben von Audi eins zu eins der Marge von Verbrennern oder Hybrid-Modellen. "Wir sind jetzt nicht schlechter gestellt als vorher", so der Händler.

Mit dem Wechsel ins Händlermodell wurden auch Lagerfahrzeuge ins Eigentum der Händler überführt. Diese konnten zunächst entscheiden, welche der ihnen zugeordneten Fahrzeuge sie in ihren Bestand übernehmen wollten. In einem zweiten Schritt konnten sich dann alle Händler aus den verbleibenden Fahrzeugen bevorraten. Da es Händlern zufolge für jedes übernommene Fahrzeug einen Bonus gab, lief auch dieser Schritt problemlos ab.

Parallel dazu geht es auch beim Absatz wieder voran: Zwar liegt Audi zum Ende des ersten Halbjahrs mit 98.000 Neuzulassungen 6,2 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Doch die Auftragseingänge legen deutlich zu. "Wir sehen eine verstärkte Nachfrage nach unseren neuen Modellen in allen Kundensegmenten", so die Audi-Sprecherin 

Noch vor wenigen Monaten befürchteten Händler ein weiteres verlorenes Jahr, nachdem die Auftragseingänge 30 Prozent unter den selbst gesteckten Zielen lagen. Als Hauptgrund sahen die Händler damals zu hohe Preise und Raten.

Doch seit Audi nach langem Zögern endlich Vertriebsprogramme aufgelegt habe, laufe es wieder, berichtet der Chef eines anderen großen VW-Konzernhändlers.

"Wir haben wieder marktgerechte Preise", sagt der erste Händler. Zudem zeige die neue Führung aus Becker-Fahr und dem ebenfalls erst kürzlich gestarteten Verkaufschef Ralf Weichselbaum bei den Händlern Präsenz und höre ihnen zu. "Ich bin jetzt wieder optimistisch", so der Autohaus-Manager.