Bücher, Kleidung und Gebrauchtwagen: Amazon vermarktet Flottenrückläufer von Hertz

Der Online-Handelsriese Amazon hat mit seinem kürzlich gestarteten Gebrauchtwagengeschäft einen großen Schritt nach vorne gemacht: Der Autovermieter Hertz will als erster Flottenbetreiber seine Fahrzeuge in den USA über die Plattform wiedervermarkten.

Hertz betrachtet die Zusammenarbeit als wichtigen Beitrag zum Umbau der Vermarktung. "Unser Ziel ist es, das Autokauferlebnis neu zu gestalten und Kunden dort abzuholen, wo sie sind – ob online oder persönlich – mit Komfort, Vertrauen und Umfang", sagte Jeff Adams, Executive Vice President von Hertz Car Sales. Ein entscheidender Faktor ist dabei die Reichweite der Plattform.

Kunden können die Angebote von Hertz Car Sales, der Remarketing-Tochter des Vermieters, künftig gezielt auf Amazon Autos suchen, ihren Vertrag online abschließen und ihr Fahrzeug an einem Hertz-Standort abholen.

Zunächst ist die Zahl der Abholstandorte auf Dallas, Houston, Los Angeles und Seattle beschränkt. Künftig will Hertz die im Umkreis von 75 Kilometern verfügbaren Fahrzeuge über Amazon anbieten.

Das ist allerdings nur der erste Schritt: Der Vermieter will das Angebot schnell auf die USA ausrollen. Insgesamt plant Hertz Car Sales 45 Standorte über das gesamte Land hinweg.

Die Kooperation betrifft aktuell ausschließlich den US-amerikanischen Markt, so eine Hertz-Sprecherin gegenüber der Automobilwoche. Ob die Zusammenarbeit künftig auf den europäischen Markt und Deutschland ausgeweitet wird, ließ sie offen.

"Die Gerüchte, dass Amazon in Europa ins Autogeschäft einsteigt, halten sich schon lange. Ich kann mir das gut vorstellen. Es wird sicher bald die ersten Pilotprojekte geben", meint Christopher Ley. Er ist Partner bei Berylls by AlixPartners und spezialisiert auf Online-Vertriebsmodelle.

Das bestätigt der verschwiegene Online-Riese jedoch nicht. "Für den Start von Amazon Autos in Deutschland haben wir keine Ankündigung gemacht", so ein Sprecher jüngst gegenüber der Automobilwoche.

Amazon drängt Schritt für Schritt in den Automobilhandel. Zunächst verkaufte der Online-Handelsriese Neuwagen; hierbei konnte Amazon den Autobauer Hyundai als Partner gewinnen. Seit wenigen Wochen ist Amazon nun auch im Gebrauchtwagengeschäft aktiv.

Für viele Vermieter ist das Remarketing ihrer Flottenfahrzeuge ein wichtiger Bestandteil ihres Geschäftsmodells. Aufgrund der großen Abnahmemengen erhalten sie von den Herstellern immense Nachlässe. Nach sechs bis neun Monaten werden die Fahrzeuge oft aus der Flotte genommen und wieder verkauft.

Doch das Geschäft birgt große Risiken, denn die Vermieter tragen das Restwertrisiko, können es im Gegensatz zu den Herstellern aber quasi nicht beeinflussen. Das musste Hertz im Zusammenhang mit seiner Elektroflotte in den vergangenen Jahren bitter büßen. Im vergangenen Jahr verbuchte das Unternehmen einen Verlust von knapp drei Milliarden US-Dollar.