Herr Mann, Sie waren lange bei Nissan und sind zur Schwestermarke Mitsubishi gewechselt. Planen Nissan und Mitsubishi jetzt, Technologien untereinander auszutauschen?
Als wir die Allianz mit Nissan starteten, haben wir 30 firmenübergreifende Teams eingerichtet. Sie analysieren, was wir gemeinsam tun können, wie wir Synergien schaffen können. Mitsubishi bringt eine Million Einheiten in die Allianz, also sollten wir Skaleneffekte erzielen.
Welche Art von Skaleneffekten?
Auf Teile, auf Dienstleistungen, auf Luftfracht. Was wir tun wollen, um den größten Nutzen aus der Allianz zu ziehen, ist ein gemeinsamer Einkauf. Wenn wir auf einer Plattform konvergieren, kaufen wir dieselben Komponenten mit einem hohen Volumen, und die Kosten für die Entwicklung der Plattform werden reduziert. Hier kommen die langfristigen, echten Vorteile ins Spiel. In künftigen Plattformen werden Sie das sehen. Der neue Outlander wird eine gemeinsame Plattform mit einem Nissan- oder einem Renault-Äquivalent haben.
Liefert Mitsubishi künftig die Plug-in-Technologie an Nissan?
Ja, die angekündigte Plug-in-Hybridtechnologie bringen wir ein. Wir sind die Pioniere, nicht nur bei der Entwicklung, sondern auch bei der Weiterentwicklung. Der nächste Plug-in-Hybrid des Outlander, den wir weiter verfeinert haben, ist das beste Beispiel. Also wird diese Technologie von uns zum Rest der Allianz gehen.
Bringt auf der anderen SeiteNissan die rein elektrische Technologie zu Mitsubishi?
Wir werden uns einige der rein elektrischen Technologien ansehen. Ob wir die Plattformen oder einige der Komponenten verwenden, das werden wir durcharbeiten. Das ist etwas, das wir von Nissan bekommen könnten.
Mitsubishi ist Europameister im Plug-in…
Wir sind Weltmeister im Plug-in-Hybrid-SUV und Europameister im Plug-in-Hybrid. Wir sind hier bei Weitem führend. Ursprünglich waren wir die Einzigen. Mittlerweile gibt es mehr Hersteller. Aber das ist gut. Wenn mehr Hersteller dazukommen, führt das zueiner noch höheren technologischen Glaubwürdigkeit für den Plug-in-Hybrid.
Wie sieht die Zukunft des Diesel bei Mitsubishi aus?
Die Dieseldebatte betrifft die gesamte Europäische Union. Wir sehen den Rückgang in ganz Europa mit Ausnahme von Italien – aus welchem Grund auch immer. Nach allem, was wir gesehen haben, ist der Benziner der Hauptgewinner. Hybrid und Plug-in-Hybrid sind zumindest kleine Gewinner. Im Sinne neuer Emissions- und Verbrauchsvorgaben ist es ein Plus für uns, Plug-ins zu haben.
Wegen neuer Emissionsregeln nimmt Mitsubishi den Pajero und einige Diesel aus dem Programm. Wird Mitsubishi aufhören, Diesel zu produzieren?
Nehmen Sie den Pajero und den Lancer. Das sind für uns sehr gute Fahrzeuge, aber wir müssen mit der Zeit gehen. Wir müssen die Autos herstellen, die die Kunden kaufen wollen und die in Zukunft gesetzeskonform sind.
Der Outlander kommt nicht mehr als Diesel auf den Markt?Er kommt vom Modelljahr 2019 an nicht mehr als Diesel.Was wird das zweite Elektroauto von Mitsubishi nach dem i-MiEV?
Wir betrachten die Elektrifizierung in Zukunft als Antriebsstrang wie andere auch. Das geht dann über die ganze Palette. In der Zukunft gibt es keinen Grund, dass Sie den ASX nicht als Benziner und als Elektroauto kaufen könnten.
Wie läuft Mitsubishi in den Weltregionen?
Im Jahresvergleich sind unsere Verkäufe zum Ende des dritten Quartals des Geschäftsjahres – also von April bis Dezember – weltweit um 15 Prozent gestiegen. Fast jedes einzelne Land auf der Welt ist gewachsen. Und dabei war das wichtige Modell Eclipse Cross noch nicht wirklich gestartet.
Wie generieren Sie das Wachstum?
Wir haben eine Menge Dinge getan. Wir haben uns dazu verpflichtet, unsere finanzielle Performance wiederzuerlangen. Ich werde viel mehr in neue Modelle investieren als in der Vergangenheit. Aber das bringt uns nur etwas, wenn auch die Leistung insgesamt stimmt.
Die Leistung auch des Handels?
Manchmal hört man: „Wenn ich ein neues Modell bekomme, wird alles okay.“ Nein. Was ich von
jedem Händler fordere, ist, an der Verbesserung der Leistung zu arbeiten. Und ich verspreche den Händlern dafür, an Investitionen in die neuen Produkte zu arbeiten. Eine schlechte Leistung und ein neues Modell bringt nichts. Aber wenn wir ein gutes Netz undeine gute Leistung haben, und ich dann ein neues Modell drauflege, bringt das etwas. Das ist die neue Handshake-Vereinbarung. Deutschland ist übrigens eines unserer Highlights, wo wir Jahr für Jahr ein signifikantes Wachstum haben. Es funktioniert im Netz. Wenn dann die neuen Modelle kommen, werden wir die Vorteile sehen.Was ist das Absatzziel für das beendete Geschäftsjahr?
Wir werden das Geschäftsjahr 2017/2018 zu Ende März bei 1,1 Millionen abschließen, kommend von 926.000. Das Ziel für 2018/2019 sind 1,3 Millionen.
Wie wichtig ist Ihnen der amerikanische Markt? Dort haben Sie die Führungsriege ausgetauscht.
Wir hatten einen gewissen Abstand zwischen uns und unserem Händlernetz. In den USA sind viele Händler, ähnlich wie in Deutschland, Franchisenehmer. Aber wenn man sich nicht um siekümmert, gehen sie woanders hin, dorthin, wo man sich um sie kümmert. Also haben wir die Beziehungen verbessert. Wir hatten mehrere Händlerkonferenzen in den USA. Wir bringen gerade zwei neue Modelle auf den Markt, den Plug-in-Hybrid, der in den USA noch nicht eingeführt war, und den Eclipse Cross. Wir erwarten daher in den USA Wachstum im Jahr 2018.
Kommt der Eclipse Cross in den USA als Diesel?
Ich glaube nicht, dass wir das tun. Ich denke, es ist ein 1,5-Liter-Turbo-Benziner.
In Deutschland gab es eine Debatte darüber, wer der größte Autohersteller der Welt sei: Renault-Nissan-Mitsubishi oder Volkswagen? Ihr Konzernchef Carlos Ghosn sagte, Sie sind es. Hat er recht?Das ist unsere Meinung.Ist das objektiv?
Na sicher. Wenn Sie die großen Lastwagen ausschließen, sind wir es.
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