Die US-Justiz wirft dem 70 Jahre alten ehemaligen Konzernchef in der Anklage Verschwörung und Betrug im Diesel-Manipulationsskandal vor. Seit Bekanntwerden des Betrugs im September 2015 wird gerätselt, ob auch die höchste Führungsebene davon wusste.
Konkret soll es in der Anklage um Erkenntnisse über eine Besprechung der Führungsriege am sogenannten „Schadenstisch“ gehen. Dabei wurde am Rande angeblich auch über die Probleme mit Dieseln in den USA gesprochen. Das wertet die US-Justiz als Verschwörung. „Wer versucht, die USA zu täuschen, wird einen hohen Preis bezahlen“, sagte Generalstaatsanwalt Jeff Sessions.
Erst einmal droht Winterkorn kein Unheil. Deutschland liefert Staatsbürger nicht aus. Doch sitzen in den USA mit Oliver Schmidt und James Liang bereits zwei Topmanager von VW im Gefängnis. Schmidt war Anfang 2017 nach Florida gereist und kurz vor demRückflug verhaftet worden. Liang hatte in Kalifornien gearbeitet und war nach Bekanntwerden des Skandals nicht sofort ausgereist. Aktuell wird gegen fünf weitere VW-Manager in den USA ermittelt.
Nun prüfen die Aufsichtsräte von VW und Audi, ob Winterkorn Schadenersatz leisten muss. Dies sei normales Vorgehen, hieß es.
Auch in Deutschland ermitteln Staatsanwälte seit Langem. Allerdings wurde noch keine Anklage erhoben. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig durchleuchtet Winterkorn wegen möglicher Manipulation von Stickoxidwerten. Der ehemalige Konzernchef weist die Vorwürfe laut früherer Aussagen zurück. Zudem liegt gegen Winterkorn und andere eine Anzeige wegen börsenrelevanter Marktmanipulation vor.Noch vor drei Jahren galt Winterkorn („Wiko“) als der erfolgreiche Parademanager deutscher Ingenieurskunst, der VW zum größten Autobauer der Welt gemacht hat – bis die Dieselaffäre aufkam.
Der neue Volkswagen-Chef Herbert Diess wähnt den Konzern nach dem Skandal bereits wieder in der Aufwärtsphase. Doch die Auswirkungen des Dieselskandals werfen den Autohersteller immer wieder zurück.
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