Mit der neuen Struktur von drei Aktiengesellschaften unter dem Dach einer Holding will sich Daimler schlagkräftiger aufstellen. Ein Börsengang ist dagegen zunächst nicht geplant. Auf der Hauptversammlung im Mai wurde die Konzernstruktur verabschiedet. Sie tritt zum 1. November in Kraft.
Dann sind unter dem Dach der Holding Daimler AG die drei eigenständigen Sparten Mercedes-Benz AG, Daimler Truck AG sowie die Daimler Mobility AG vereint. Die Dachgesellschaft soll „Governance-, Strategie- und Steuerungsfunktionen wahrnehmen sowie konzernübergreifende Dienstleistungen erbringen“. Dort arbeiten 6000 der weltweit 300.000 Mitarbeiter.
130.000 Mitarbeiter des Daimler-Konzerns wechseln in die neuen Gesellschaften. Einen neuen Arbeitsvertrag gibt es nicht. Der bisherige Mitarbeiterausweis verliert zum 1. Oktober seine Gültigkeit und wird gegen einen neuen eingetauscht.
Gegen den Wechsel in die neue Struktur war ein Widerspruch möglich. In diesem Fall hätten die Beschäftigten Vorteile eingebüßt. Dazu zählt der mit dem Betriebsrat ausgehandelte Beschäftigungspakt, der betriebsbedingte Kündigungen bis 2030 ausschließt. Laut Daimler haben weniger als 0,5 Prozent der Belegschaft den Übergang in die neue Konzernstruktur abgelehnt.
Für Daimler wird die Umstrukturierung des Unternehmens teuer. Auf der Hauptversammlung sagte Dieter Zetsche in seiner damaligen Funktion als Daimler-Chef, dass mit Kosten von einmalig 700 Millionen Euro zu rechnen sei. Sämtliche Bereiche und Tochtergesellschaften mussten auf steuerliche Auswirkungen hin untersucht werden. Von 2020 an kommen laufende Kosten von maximal 170 Millionen Euro pro Jahr hinzu. Diese sollen sich mittelfristig auszahlen, weil das Unternehmen agiler und attraktiver für mögliche Partnerschaften werde.
Während die Daimler Mobility AG nur einen neuen Namen erhält und bisher schon als eigenständige Gesellschaft geführt wurde, müssen für die Mercedes-Benz AG und die Daimler Truck AG neue Gremien geschaffen und besetzt werden. So sitzen im Aufsichtsrat künftig jeweils zehn Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Nicht verändert wurde die doppelte Führungsrolle des Konzernchefs. Wie Zetsche wird auch Ola Källenius Leiter des Konzerns und Vorstandschef der Mercedes-Benz AG in Personalunion sein. Zum Pkw-Bereich gehören acht Vorstände, bei den Nutzfahrzeugen sind es sieben. Sie wurden in der konstituierenden Sitzung der Aufsichtsräte zum 1. Oktober für eine erste Amtszeit bis 31. Oktober 2022 gewählt.
Die neue Struktur erweitere dieHandlungsfähigkeit in einem dynamisch wachsenden Wettbewerbsumfeld, auch in Bezug auf Kapitalbeschaffung. Sie mache es möglich, besser auf Kunden- und Marktbedürfnisse reagieren zu können, so Daimler.
Außer dass die Vans künftig der Pkw-Sparte zugeordnet werden, ändert sich inhaltlich wenig. Der DAX-Konzern betont auch immer wieder, dass ein Börsengang einzelner Sparten nicht vorgesehen ist. Allerdings dürfte dies nicht für die Ewigkeit gelten. Aktionärsvertreter haben bereits einen Börsengang der Truck-Sparte gefordert, wie VW ihn mit Traton vollzogen hat.Lesen Sie auch:
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