Herr Guyton, was erwarten Sie im laufenden Jahr für den europäischen Automarkt und für Mazda in Europa?
Die Kernmärkte inklusive Deutschland, Frankreich und Italien bleiben ziemlich stabil. Großbritannien ist zwar wegen der Brexit-Debatte ein Problem, aber insgesamt sehen wir für Europa mehr oder weniger das Niveau von 2018. Für Mazda rechnen wir mit einem leichten Plus beim Volumen.
Bereitet Ihnen der Brexit schlaflose Nächte?
Eher nicht. Die Marke Mazda wächst in Großbritannien, und der Brexit könnte sogar neue Chancen für uns eröffnen. Wir produzieren nicht in Großbritannien und haben Zolltarife schon immer genau in unseren Geschäftsmodellen berücksichtigt. Wenn also auf Fahrzeuge aus Großbritannien Zölle erhoben werden sollten, würden wir davon sogar profitieren, weil sie das Wettbewerbsumfeld verändern. Auf mögliche Disruptionen in unserer Logistik sind wir vorbereitet.
Wie beurteilen Sie die Debatten in Deutschland um Fahrverbote, CO2-Grenzwerte oder ein Tempolimit?
Ich denke, die Diskussion in Deutschland ist überhitzt. Sie hat eine Menge Verunsicherung hervorgerufen, vor allem aufseiten der Verbraucher. Wenn wir etwa auf die NOx-Emissionen schauen, muss man anerkennen, dass es viele andere Emittenten von NOx gibt, die mehr dazu beitragen als Euro-6d-temp-Fahrzeuge.
Dennoch: Haben die Autobauer nicht generell an Glaubwürdigkeit eingebüßt und stehen sie deshalb so stark unter dem Druck immer strengerer Regulierung?
Die Automobilindustrie hat schon immer eine unglaubliche Innovationskraft auf zahlreichen technologischen Gebieten gezeigt und tut dies weiterhin. All diese Dinge unterliegen in Europa einer intensiven Regulierung. So lange die Regulierer technologieneutral bleiben, kann die Regulierung ein wichtiger Antrieb und Partner für die Zukunft des Autos sein.
Wie lange kann es sich Mazda angesichts der immer anspruchsvolleren Regulierungsvorgaben erlauben, kein Elektrofahrzeug im Portfolio zu haben?
Mazda hat 2017 seine Vorstellungen für die CO2-Reduzierung sehr klar in seinem Langfrist-Plan „Nachhaltiges Zoom-Zoom 2030“ festgelegt. Wir haben uns verpflichtet, die CO2-Emissionen unseres Unternehmens auf Basis
einer Gesamtbetrachtung bis 2030 um 50 Prozent gegenüber 2010 zu senken und um 90 Prozent bis 2050. Um diese Ziele zu erreichen, nutzen wir die geeignete Technologie an der passenden Stelle zum geeigneten Zeitpunkt. Dabei spielt auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur eine Rolle. Ein Teil dieser Lösungsansätze startet 2019 mit unserer neuen Skyactiv-X-Technologie, die 20 bis 30 Prozent effizienter ist als die bisherige Technologie von Verbrennungsmotoren. Und wir haben angekündigt, in diesem Jahr unser erstes elektrisches Fahrzeug zu präsentieren. (Es soll 2020 auf den Markt kommen, Anm.d.Red.)Welche Rolle hat der Genfer Auto-Salon noch für Mazda und welche Rolle spielen Automobilmessen künftig für die Marke Mazda?Mazda versteht sich als Marke, die vollständig auf den Menschen fokussiert ist, und zwar in jedem Bereich der geschäftlichen Aktivitäten. Wir haben immer den Fahrer und seine Bedürfnisse im Blick. Dieselbe Denkweise gilt für den Umgang mit unseren Kunden. Wir wollen sicherstellen, dass wir dort sind, wo auch unsere Kunden sind. Deshalb haben wir entschieden, dass wir jedes Jahr nur noch auf einer internationalen europäischen Automobilmesse ausstellen, wobei unser Produktplan den Ausschlag gibt. 2019 wird dies die Genfer Messe im März sein. Gleichzeitig erhöhen wir unsere Investitionen in andere Erfahrungswelten und Produktpräsentationen. Dabei wollen wir den Kunden auf direkterem Weg erreichen.
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