Ludwigsburg. Die Ausweitung des Produktangebots in den USA, neu gewonnene asiatische Kunden sowie die Klimadiskussion werden bei Mann+Hummel im neuen Jahr für einen weiteren Wachstumsschub sorgen. „Wir werden 2008 den Umsatz auf jeden Fall im hohen einstelligen Prozentbereich steigern“, kündigte Dieter Seipler, Vorsitzender der Geschäftsführung, im Interview mit der Automobilwoche an. „Das Ergebnis wollen wir mindestens halten oder leicht verbessern.“
Das 1941 gegründete Unternehmen ist einer der führenden Hersteller von Luft-, Kraftstoff- und Ölfiltern. Ein wichtiger Teil des Produktportfolios sind außerdem Saugrohre, Zylinderkopfhauben, Flüssigkeitsbehälter und Komponenten im Motorraum. Drei Viertel des Umsatzes erzielt Mann + Hummel mit der Automobilindustrie.
Große Wachstumschancen sieht Seipler vor allem in den USA: „Es gibt eine Reihe von Gründen, warum wir dort gegen den Branchentrend zulegen können.“ Einer ist, dass Mann + Hummel bisher mit einem stark eingeschränkten Produktportfolio am US-Markt war. Dieses soll nun nach und nach ausgebaut werden. Besonders der Kauf eines US-Herstellers von Flüssigkeitsfiltern (Purolator) gemeinsam mit Bosch im Jahr 2006 dürfte sich mehr und mehr auswirken. Das Gemeinschaftsprojekt mit einem Umsatz von 300 Millionen Dollar verfügt über eine gute Position bei Ölfiltern. „Wenn dann noch der Diesel in den USA stärker Fuß fasst, hätten wir aufgrund unseres Know-hows einen weiteren Vorteil“, so Seipler. Während der traditionelle Umsatz mit den angeschlagenen US-Herstellern General Motors, Ford und Chrysler eher zurückgehen dürfte, profitiert Mann + Hummel von Aufträgen der in den USA stark wachsenden japanischen Autoproduzenten Toyota und Nissan. Diese sind bei Saugrohren und Luftfiltern bereits jetzt gute Kunden. Mit Sorge beobachtet Seipler allerdings den schwachen Dollar, der nicht nur den eigenen Euro-Umsatz schmälert: „Es ist zu befürchten, dass das Währungsgefälle irgendwann auf das Exportgeschäft unserer Kunden durchschlägt.“
Neben dem US-Geschäft werden auch neu gewonnene Aufträge in Asien für Impulse sorgen. „Wir haben in Indien die ersten drei Ausrüstungsprojekte bekommen, und auch in China gewinnen unsere Aktivitäten an Fahrt“, so Seipler. In Europa dürfte die Klimadiskussion für zusätzliches Geschäft sorgen. Eine wichtige Rolle spielen dabei aufgeladene, kleinvolumige Motoren sowie die Gewichtsreduzierung. „Zu vielen dieser Themen können wir Lösungen anbieten“, so der Manager.
Für das abgelaufene Geschäftsjahr zieht Seipler eine positive Bilanz: „Wir haben die Erlöse um zehn Prozent gesteigert. Der Ertrag wird überproportional zulegen.“ Möglich wurde dies durch die gute internationale Automobilkonjunktur, die für eine hohe Auslastung der Kapazitäten sorgte. Außerdem profitierten die Ludwigsburger vom problemlosen Anlauf zahlreicher neuer Produkte. Dazu gehört unter anderem ein Luftfiltersystem für das Crossover Qashqai von Nissan.
Im Erstausrüstungsgeschäft erzielte das Unternehmen rund 800 Millionen Euro Umsatz. Dazu kommen knapp 600 Millionen Euro, die mit Ersatzteilen erwirtschaftet wurden. Über 200 Millionen Euro liefert die Industriefilter-Sparte und rund 100 Millionen das Geschäft mit Filteranlagen und Handling- Ausrüstung. In diesen Zahlen ist die Akquisition des Innenraumfilter- Herstellers Helsa-Automotive nicht enthalten. Mann + Hummel hat das mittelständische Unternehmen mit einem Umsatz von 50 Millionen Euro kurz vor Jahresende rückwirkend zum ersten Januar 2007 übernommen.
Im laufenden Jahr will Seipler trotz des hohen Kosten- und Preisdrucks die Zielrendite von sechs Prozent (EBIT vom Umsatz) erreichen. Möglicherweise gelang dies bei der Kapitalrendite schon 2007. Dieser Wert gibt Auskunft darüber, wie sich das eingesetzte Kapital verzinst und ob das Unternehmen an Wert gewinnt. Mann +Hummel hat sich eine Rendite von mindestens 16 Prozent zum Ziel gesetzt (ROCE, Return on Capital Employed).