Milliardenschwere Oligarchen auf Einkaufstour

Stuttgart. Mit einem Nettovermögen von 18,3 Milliarden Euro ist Oleg Deripaska dem US-Magazin Forbes zufolge der reichste Russe und Nummer neun in der Weltrangliste. Der 40-Jährige legte bei der Massenprivatisierung der russischen Aluminiumindustrie die Grundlage für sein heutiges Vermögen. Künftig dürfte er nicht zuletzt in der internationalen Autoindustrie eine bedeutende Rolle spielen.

Bereits heute kontrolliert er über seine Investmentholding Basic Element den zweitgrößten russischen Autohersteller GAZ mit der Marke Wolga. Im vergangenen Jahr machte Deripaska Schlagzeilen, als er mit rund 43 Prozent der Stimmrechte beim kanadischen Zulieferkonzern Magna International einstieg. Anteile hält er unter anderem auch am österreichischen Baukonzern Strabag und an dessen deutschem Konkurrenten Hochtief.

Doch nicht nur Deripaska sucht lukrative Anlagemöglichkeiten im Westen. Laut der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG haben russische Unternehmen im vergangenen Jahr 136 Fusions- und Übernahmegeschäfte im Ausland mit einem Wert von insgesamt 9,8 Milliarden Dollar getätigt. Dies werde künftig weiter zunehmen, so die Wirtschaftsprüfer. Kapitalstarke Investoren gibt es in Russland genug: Unter den 100 reichsten Menschen dieser Welt sind laut Forbes 15 Russen. Insgesamt zählen Experten 28 führende russische Investoren.

Dazu kommen zahlreiche mittelständische Unternehmer, die im Westen praktisch unbekannt sind. In Deutschland hat sich im vergangenen Jahr Alexej Mordaschow, Chef des russischen Stahlproduzenten Severstal, beim Reiseveranstalter TUI mit drei Prozent eingekauft. Milliardär Alexander Lebedew steht kurz vor der Übernahme von 76 Prozent am Hamburger Reiseveranstalter Öger Tours.

Umgekehrt birgt der russische Automarkt große Wachstumschancen. Wie das Marktforschungsinstitut Polk prognostiziert, soll er 2010 mit 3,7 Millionen Neufahrzeugen dem deutschen Markt den Rang als Nummer eins in Europa ablaufen. Neben GAZ gibt es zwei weitere einheimische Player: Am größten Autoproduzenten Avtovaz, der vom russischen Staat kontrolliert wird, hat sich vor Kurzem Renault mit 25 Prozent beteiligt. Und es gibt den Nutzfahrzeughersteller Kamaz, an dem der Staat knapp 38 Prozent hält und bei dem Daimler eine Beteiligung von 42 Prozent prüft.