München. Trotz großer Zweifel auf Seiten der BMW-Arbeitnehmervertreter dürfte der Münchner Autohersteller den geplanten Abbau von mehreren Tausend Arbeitsplätzen problemlos umsetzen können. "Wenn die richtigen Instrumente eingesetzt werden, lassen sich auch bei einem attraktiven Arbeitgeber innerhalb von einem halben Jahr schnell und geräuschlos mehrere Hundert Stellen abbauen", so die Erfahrung von Annette Kurtzahn, Geschäftsführerin von Dekra Personaldienste.
Ihr Unternehmen begleitete den BMW-Konkurrenten Daimler, als dieser im September 2005 den Abbau von insgesamt 8500 Arbeitsplätzen überwiegend in Deutschland einleitete. Weil eine Betriebsvereinbarung Entlassungen ausschloss, bot Daimler neben Altersteilzeit und Vorruhestand vor allem Abfindungspakete an, die sich an der Dauer der Betriebßugehörigkeit orientierten. Wie derzeit bei BMW prophezeiten Arbeitnehmervertreter aus Betriebsrat und IG Metall das Scheitern des Arbeitsplatzabbaus - und mussten sich eines Besseren belehren lassen. Ende 2006 hatten mit 9300 Festangestellten deutlich mehr Arbeitnehmer als geplant das Unternehmen verlassen. Gleichzeitig lagen die Kosten für das Streichkonzert mit 856 Millionen Euro unter den zu Beginn veranschlagten 950 Millionen Euro. Damit nicht genug: Auf Basis gleicher Konditionen sagten bis September 2007 sogar weitere 400 Daimler-Mitarbeiter Adieu.
Angesichts dieser Zahlen nimmt sich das Ziel von BMW, die Stellen von weltweit 3100 fest angestellten Mitarbeitern (davon 2500 in Deutschland) zu streichen, vergleichsweise bescheiden aus. Um Beschäftigte zum freiwilligen Ausscheiden zu bewegen, ist die Taktik "Zuckerbrot und Peitsche" üblich: Während auf der einen Seite Druck ausgeübt wird, sollen auf der anderen Seite attraktive Angebote den Abschied versüßen. "Die Höhe der Abfindung kommt erst an zweiter Stelle. Wichtiger ist es, den Mitarbeitern eine neue, attraktive Festanstellung zu vermitteln", erklärt Anette Kurtzahn. Die aktive Jobsuche oder die Hilfe bei einer Existenzgründung auf Grundlage einer Potenzialanalyse des Mitarbeiters sind Aufgaben, die ein Personaldienstleister in einem solchen Prozess erfüllt.
"Häufig verfügen Mitarbeiter über Qualifikationen, die über die ausgeübte Tätigkeit hinausgehen. Dadurch ergeben sich bei der Weitervermittlung neue Möglichkeiten", so die Dekra-Managerin. Der Großteil der Daimler-Mitarbeiter kam auf diese Weise außerhalb der Automobilbranche unter, etwa beim Softwarekonzern SAP oder beim Pharma-Riesen Bayer.