Detroit. Gerade einmal ein Jahr nachdem Daimler die Mehrheit am ehemaligen Fusionspartner Chrysler an den US-Finanzinvestor Cerberus verkauft hat, steht nun die endgültige Trennung ins Haus. Noch verhandelt der Stuttgarter Automobilhersteller mit Cerberus über die Modalitäten für den Verkauf der knapp 20 Prozent, die Daimler noch hält. Der Anstoß dazu kam offensichtlich von dem Private-Equity-Fonds. Grund: Bei der Suche nach dringend benötigten Kooperationspartnern erwies sich der Minderheitsanteil von Daimler als äußerst hinderlich. An einem Einstieg bei Chrysler interessierte Automobilhersteller wollten sich nicht von einem Konkurrenten in die Bücher schauen lassen. Dieser Stein des Anstoßes könnte in wenigen Wochen aus dem Weg geräumt sein, weil sich auch die Stuttgarter große Vorteile von einem solchen Deal versprechen.
Immerhin belief sich die Belastung, die Daimler im ersten Halbjahr in die eigenen Bücher nehmen musste, auf 864 Millionen Euro. Der zunächst erhoffte Technologietransfer fand ohnehin nie in großem Umfang statt. Dagegen braucht Chrysler so schnell es geht kleinere und verbrauchsärmere Fahrzeuge. Der hohe Verluste schreibende US-Hersteller leidet im Heimatmarkt massiv unter einer verfehlten Produktstrategie: Während das Chrysler-Portfolio stark auf große, spritfressende Fahrzeuge ausgerichtet ist, sind aufgrund der hohen Kraftstoffkosten kleine Fahrzeuge gefragt. In der Folge brach der Absatz im Jahresverlauf um 24 Prozent ein. Als möglicher Einstiegskandidat wird immer wieder der japanische Hersteller Nissan genannt. Beide Unternehmen kooperieren bereits: Nissan baut für Chrysler einen Kleinwagen, der ab 2010 in Nordamerika, Europa und auf internationalen Märkten angeboten werden soll.
Außerdem liefern die Japaner eine Limousine ausschließlich für den südamerikanischen Markt. Im Gegenzug bauen die Amerikaner einen Pick-up für Nissan, dessen Marktstart in Nordamerika für 2011 geplant ist. Auch der chinesische Kooperationspartner Chery gilt als ein Interessent, weil damit die langfristige Expansion in die USA eingeleitet werden und auf das Händler- und Servicenetz von Chrysler zurückgegriffen werden könnte. Aktuell arbeiten die Chinesen noch daran, die notwendige Qualität für etablierte Märkte zu erreichen. Deshalb wird Chrysler zunächst ein Kleinfahrzeug aus chinesischer Produktion nur in Mexiko auf den Markt bringen.