Detroit. Während der Fahrzeugabsatz der drei Chrysler-Marken Dodge, Jeep und Chrysler sinkt, profitiert die kleine, aber feine Tochter Global Electric Motorcars (GEM) von der steigenden Nachfrage nach Fahrzeugen mit alternativen Antrieben. Seit 2003 hat der Hersteller elektrischer Fahrzeuge jährlich um rund 15 Prozent zugelegt und verkauft inzwischen 4000 Einheiten pro Jahr. Seit dem Start der Produktion im Jahr 1998 wurden rund 37.000 Autos abgesetzt. Das Unternehmen sei profitabel, sagt President Rick Kasper, ohne nähere Zahlen zu nennen. Nun will GEM sogar international und dabei speziell in Westeuropa expandieren. Laut CEO Larry Oswald verkauft das Unternehmen derzeit die meisten Fahrzeuge an Bewohner geschlossener Wohnanlagen und an Flottenbetreiber wie Behörden, Militär und Industrie.
GEM vertreibt sogenannte elektrische Nachbarschaftsfahrzeuge mit Bleibatterien, für die in den USA auf öffentlichen Straßen ein Tempolimit von 56 km/h gilt. Für eine Zulassung brauchen sie keine Airbags und müssen auch keine Crashtests absolvieren. Erhältlich sind sie zu Preisen zwischen 6795 Dollar für einen Zweisitzer und 12.500 Dollar für einen Sechssitzer. In den USA werden die Fahrzeuge von rund 150 Händlern vertrieben, 125 davon sind Chrysler-, Dodge- oder Jeep-Händler. Den Service übernehmen in der Regel GEM-Servicefahrzeuge.
Seit der Übernahme von Chrysler durch den Finanzinvestor Cerberus im vergangenen Jahr versucht CEO Bob Nardelli alle "ertraglosen" Aktiva zu verkaufen. Die profitable Tochter GEM darf weitermachen. Auf lange Sicht sei allerdings eine eigene Batterieforschung unabdingbar, da GEM für Chrysler ansonsten nur ein Nebengeschäft bleibe, sagt Bruce Belzowski, Analyst an der Universität Michigan.
Chrysler hat die Aktivitäten für Elektrofahrzeuge und alternative Antriebe im vergangenen September in der sogenannten ENVI-Organisation gebündelt. Von deren Entwicklungen könnte auch GEM profitieren. Bisher hat der US-Hersteller drei Konzeptfahrzeuge mit von ENVI entwickeltem alternativen Antrieb vorgestellt, darunter den Dodge Zeo mit Lithium-Ionen-Batterien und einer Reichweite von bis zu 400 Kilometer.
Nach Ansicht von CEO Oswald liegt die Zukunft von GEM bei schnelleren und technisch ausgereifteren elektrischen Fahrzeugen. "Es gibt definitiv eine Nachfrage nach günstigen Elektrofahrzeugen im Bereich zwischen 12.000 und 15.000 Dollar, die mit einer Batterieladung bis zu 160 Kilometer weit kommen und eine Höchstgeschwindigkeit von rund 90 km/h erreichen." Auch die Sicherheit der Fahrzeuge soll verbessert werden. Deshalb erwägt GEM einer Initiative beizutreten, die sich bei der nationalen Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA für bestimmte Standards wie Crashtests einsetzt.