Stuttgart/Detroit. Der auf Staatshilfen angewiesene US-Hersteller Chrysler will sich unter anderem auf Kosten von Daimler sanieren. So drängt Chrysler die Kreditgeber dazu, alle nachrangigen Darlehen in Eigenkapital umzuwandeln und dadurch um die Rückzahlung der Schulden zu kommen. Weil der Stuttgarter Konzern Chrysler die Trennung im Jahr 2007 mit einem solchen Kredit über 1,5 Milliarden Dollar versüßt hatte, würde damit der Restanteil von Daimler an dem US-Unternehmen wieder ansteigen. „Chrysler hat uns über die vorgesehene Umwandlung informiert, bisher aber nicht konkret gesagt, wie das umgesetzt werden soll“, bestätigte ein Daimler-Sprecher der Automobilwoche auf Nachfrage.
Während Finanzvorstand Bodo Uebber ohnehin nicht mehr mit der Rückzahlung des Kredits rechnet und diesen deshalb vollständig abgeschrieben hat, würde bei der angestrebten Umwandlung das gerade entsorgte Risiko als Eigenkapital wieder in die Bilanz zurückkehren. Möglicherweise wird der Kredit Teil eines Gesamtpakts, das Daimler mit dem Mehrheitseigentümer Cerberus gerade schnürt. Die US-Investoren wollen die restlichen Anteile übernehmen, dafür aber weitere Milliarden Euro bekommen. Das lehnen die Stuttgarter rundweg ab. Für Chrysler wiederum sind die Zugeständnisse überlebenswichtig, denn nur dann besteht die Chance, weitere Kredite zu bekommen. Nur dann ist auch Fiat bereit, als Kooperationspartner mit 35 Prozent einzusteigen.
Daimler hält derzeit knapp 20 Prozent an Chrysler und muss entsprechend dieses Anteils die Verluste des US-Herstellers übernehmen. Dadurch wurde der Gewinn im vergangenen Jahr um 1,39 Milliarden Euro gedrückt.