VW-Rat Wulff hofft auf Porsche-Plazet zu Karmann

Braunschweig. Christian Wulff, als Regierungschef des Bundeslandes Niedersachsen ein gewichtiges Mitglied des VW-Aufsichtsrats, erwartet eine rasche Vergabe von Produktionsaufträgen der künftig zehnten VW-Konzernmarke Porsche an den Autozulieferer Karmann aus Osnabrück. Dies bekräftigte Wulff am Rande einer Betriebsversammlung im VW-Werk Braunschweig gegenüber Automobilwoche.

Er hoffe, dass nach dem Anlauf eines neuen Golf Cabriolets Anfang 2011 bei Karmann bereits zum Ende desselben Jahres auch die Fertigung des neuen Porsche Boxster erfolgen könne. Etwa ein Jahr darauf, so Wulff weiter, könne bei Karmann zudem die nächste Auflage des Porsche Cayman gebaut werden. Zwar habe die entsprechenden Entscheidungen der Vorstand der Porsche AG in Stuttgart zu treffen. Er gehe aber fest von einem Plazet der schwäbischen Sportwagenmarke aus. Wulff wörtlich: "Es wird so kommen".

Wulff sagte weiter, er hoffe, "dass bereits in den nächsten Tagen eine Einigung zwischen Porsche und Magna erzielt wird". Hintergrund ist der frühere Porsche-Plan, die Montage jener Boxster- und Cayman-Einheiten, die zuvor beim finnischen Auftragsfertiger Valmet von Band liefen, ab 2012 an den österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna zu vergeben. Im Zuge der Fusion von VW und Porsche zu einem "integrierten Automobilkonzern unter Führung von Volkswagen" sowie des kürzlich beschlossenen Einstiegs von VW bei Karmann allerdings drängt VW nun auf eine bevorzugte Auslastung der "eigenen" Fabriken. Überdies war Magna bei VW zwischenzeitlich in Ungnade gefallen, als der Zulieferer noch Pläne für ein Engagement beim kriselnden Autobauer Opel hegte. Opel-Eigner General Motors hat die ursprüngliche Verkaufsabsicht mittlerweile verworfen.

Für die Verdeckfertigung bei Karmann hingegen wird nach Angaben des niedersächsischen Ministerpräsidenten nach wie vor ein konzernfremder Investor gesucht. Als Begründung führte Wulff vor allem an, dass im Zuge der Suche nach Lösungen für die massiven Karmann-Probleme "nicht alles auf VW äbgewälzt werden" dürfe. Auf Anfrage von Automobilwoche zeigte sich Heinrich Söfjer, Betriebsrat im VW-Werk Hannover und Mitglied des VW-Aufsichtsrats, "verhalten optimistisch" angesichts der aktuellen Entwicklung bei Karmann. "Die Hängepartie dort hat endlich ein Ende", so Söfjer. "Dennoch steht leider vielen Beschäftigten die Arbeitslosigkeit bevor". Söfjer weiter: "Mit VW gibt es aber zumindest eine Zukunftsperspektive, wenn auch so richtig erst im Laufe des Jahres 2011".

Im Rahmen der Betriebsversammlung am VW-Standort Braunschweig hatte zuvor Betriebsratschef Bernd Osterloh bekräftigt, die Arbeitsplätze in der Komponentenfertigung von VW seien "sicherer denn je". Im Werk Braunschweig werden unter anderem Fahrwerkskomponenten und Kunststoffteile hergestellt. Zudem sei der Wolfsburger Konzern "nicht trotz, sondern gerade wegen der Mitbestimmung die Nummer eins in Europa". Das erklärte Ziel von Vorstandschef Martin Winterkorn, mit VW den japanischen Wettbewerber Toyota bis spätestens 2018 als Weltmarktführer abzulösen, sei ebenfalls ohne die zahlreichen Vorzüge der bewährten Mitbestimmungsregelungen nicht zu realisieren.

In seiner Ansprache an die Belegschaft betonte Osterloh außerdem die feste Absicht der VW-Arbeitnehmervertreter, im Bündnis mit dem Land Niedersachsen das VW-Gesetz "gegen Attacken von EU-Gremien aus Brüssel wetterfest" zu machen. Regierungschef Christian Wulff setzt dabei auf die außerordentliche Hauptversammlung von VW, die am kommenden Donnerstag (3. 12.) in Hamburg beginnen und gegebenenfalls am Freitag fortgesetzt wird: "Es soll auch in Zukunft bei VW keine wichtige Entscheidung gegen den Willen Niedersachsens fallen können". Wulff im Rückblick mit einem Seitenhieb auf die im Sommer dieses Jahres entlassenen Porsche-Vorstände Wendelin Wiedeking und Holger Härter: "Niemand in der Welt kann VW feindlich übernehmen, für diese Einsicht hat so mancher Lehrgeld bezahlen müssen – und ist nun nicht mehr im Konzern".